So, dann mal Feuer frei:
Quelle:http://huginfell.blogspot.de/2013/08/haresie-am-goldenen-kalb.html
Gar nicht mal so Unrecht meiner Meinung nach. Da darf sich jeder natürlich an seine eigene Nase fassen, mich inbegriffen natürlich
Das beste Messer ist, was man eben dann hat, wenn man es braucht. Und wenn es mir liegt, es gefällt, die Pflege stimmt, dann... super Sache.
Und im Laufe der Zeit legt man sich eh noch ein paar andere Modelle zu, weil man über den Tellerrand geschaut hat.
Für mich zumindest hat es einiges erleichtert.
Also los, zerreißt es.
Horrido
Und zum Schluss noch dank an Brain9000 für den Hinweiß auf das Blog.
Was dem KFZler der Ferrari, dem Gourmet das Kobe-Rind und dem Pferdefan der Lipizzaner, ist dem Outdoor und Campinganhänger das Messer. Für die einen ein Stück kalter, flacher Stahl, für den anderen ein Phallus-Symbol mit Schleifkerbe und Griffschalen!
Zu keinem anderen unbelebtem Objekt hat der (frei-) waldlaufende Naturfreund eine derart innige und leidenschaftliche, ja fast ins fanatisch-obsessive gehende, Beziehung. Vor dem Messer muss alles andere anstehen! Alles, aber wirklich alles, kann man notfalls negieren und / oder aus dem Baumarkt oder Discounter substituieren! Alles... Nur nicht das Messer nicht. Das geht ja gar nicht! Wo käme man(n) denn da hin? Das Tarp aus dem Baumarkt, der Rucksack vom Lebensmitteldiscounter und das Kochgeschirr aus Pressblech, alles vertretbar, alles valide, solange das Messer Vollblutstahl mit reinrassigen Stammbaum, der mindestens auf General Custers ersten Säbel zurück geht, ist! Der Griff aus edelstem Wurzelholz, auch wenns bei Muttis Küche nur für Linoleum-Laminat-Imitat reicht, die Scheide aus feinstem Elfenleder, müssen halt die alten Knobelbecher als Treter herhalten, denn die waren schließlich 19-hundert-Schiessmichtot, bei der Besteigung des kalten Buffets auch schon knorke! Der Schleifstein mit Diamanten(staub), da lässt sich der Aspirant auf den Jim-Bridger-Gedächtnis-Preis nicht lumpen, der Ferrari wird schließlich auch nicht mit schnödem Klopapier poliert!
Ähnlich des Bürgers meist gekauften Phallus-Symbols, des KFZ Boliden, welcher selten eine Rennstrecke sondern vielmehr die Parkplätze schnöder Republik-Vororte sowie die Bundesstrasse 47/11 zum Diskoschwoof zu Gesichte bekommt, findet sich des Steppentänzers größtes Pläsier im Alltag mit eher trivialen Herausforderungen konfrontiert. So wird das Prunkstück an den 19,95 "Assault Pack" geschnallt und tapfer durch bundes-deutsche Wälder und die Bushcraftszene getragen werden, wo es Aldi-Formfleisch Steaks auf Papptellern zerteilen und Erbswurst Pakete öffnen muss, dass es eine Freude ist. Und wenn deren Inhalt dann in das 5 EUR Alu Pressblechgeschirr wandert um auf der, rüde mit dem Brieföffner ("Mit MEINEM Messer stanzen? Ich fahr doch auch keine Gülle mit dem Ferrari aus!?"), modifizierten Hundefutterdose erwärmt wird, schließt sich letztendlich der Kreis.
Wie gut dass man(n) ein Qualitätsmesser hat!
Nachtrag zu “Häresie am goldenen Kalb”
Was ich hier eigentlich herausstellen wollte, war der Kult, die Erhebung zum Ultima-Ratio, der Terz ums Messer, hinter dem alles andere, alle anderen Faktoren zurückstecken muss. Ich erlebe es immer wieder: Ein Messer darf auch mal 300 EUR kosten (unter 100EUR ist eh Popel), und bei einem 99 EUR Messer nimmt man gleich zwei, falls eines unscharf wird. Wenn dann aber ein gutes Tarp mal 60 EUR kosten soll, oder der Rucksack auch mal mit 300EUR+ aufs Täschel schlägt, tut es plötzlich auch der billig Rucksack aus dem Discounter und die Baumarktplane. Das wäre, in sich, nicht weiter erwähnenswert.
Die von mir, stark überzogen, persiflierte Spezies hat leider, zu ihrer einseitigen Präferenz, zudem ein überaus starkes Sendungsbewusstsein inne, das es nötigt, jedem Mora, Opinel- und Böker- Nutzer zu erklären, warum sein Messer voll doof, für die Wildnis ungeeignet und überhaupt eine Schande für die Gattung Klinge sei und ohne XY geht es ja sowieso nicht.
Und um das Fass dann vollends rund zu machen, ist ein Gros dieser sendungsbewussten Spezies dann regelmässig zur Stelle, um zu erklären das Rucksack XY viel zu teuer ist und Modell 47/11 von HullaBulla für 19,95 eh das selbe kann!
Eine Crux hat die Situation an sich, man kann sich, egal ob Schreibtischtäter oder Praxismensch, bei Messern angenehm zurücklegen und, auch ohne das Messer jeh in der Hand gehabt zu haben, mit Stahltabellen um sich werfen und so mit Fakten jede Diskussion niederknüppeln. Im Gegentum tut man sich schwer, Fasertabellen, Webartdiagramme und Newtonwerte für Nylon/Polyesterstoffe und Webband im Netz zu recherchieren. 600D ist nunmal eine Gewichtsangabe und ähnlich wie beim Metzger gilt hier leider das analoge Stammtischwissen "je mehr, desto gut" weshalb der 1000D Aldi Rucksack per Definition nicht schlechter sein darf als der Fjällräven Kajka.
Ein Oxymoron dieser Beweisführung ist, dass das 19,95 Munro aus 11833 SandFuck Stahl sehr wohl schlechter als das 119,95 KodijakBBQ aus eben jenem 11833 SandFuck Stahl sein darf. Warum? Weil es ein Munro ist. Und weil ... Baum! Einfach-nur-Baum!
Quelle:http://huginfell.blogspot.de/2013/08/haresie-am-goldenen-kalb.html
Gar nicht mal so Unrecht meiner Meinung nach. Da darf sich jeder natürlich an seine eigene Nase fassen, mich inbegriffen natürlich
Das beste Messer ist, was man eben dann hat, wenn man es braucht. Und wenn es mir liegt, es gefällt, die Pflege stimmt, dann... super Sache.
Und im Laufe der Zeit legt man sich eh noch ein paar andere Modelle zu, weil man über den Tellerrand geschaut hat.
Für mich zumindest hat es einiges erleichtert.
Also los, zerreißt es.
Horrido
Und zum Schluss noch dank an Brain9000 für den Hinweiß auf das Blog.
Bereite dich auf das Schlimmste vor, denn genau dorthin geht die Reise.