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Wie weit kann man "gehen"?

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    • Wie weit kann man "gehen"?

      Guten Abend allerseits.

      Zu aller erst: in diesem Thread soll es nicht um "gehen" gehen, also nicht um die Fortbewegung. Sondern viel mehr darum, was könnte man als "Selbstversorger" wie weit schaffen?

      Es geht eher darum, dass man sich zwar mit Geld sehr viel kaufen kann auf der Welt, aber eben nicht alles. Und jetzt will ich nur mal meinen Hof als Beispiel nennen:
      ihr habt viel Platz, viele Gebäude zum "arbeiten". Hättet jetzt im Optimalfall sogar 2 oder 3 Tiefwasserbrunnen womit ihr in der Regel dauerhaft frisches Wasser hättet.
      Dazu noch einen Garten wo ihr genug Obstbäume und Gemüsebeete hättet womit ihr mehr oder weniger fast schon Autark leben könntet. Eventuell auch einige Nutztiere und eine Photovoltaikanlage für eigenen Strom.

      Das klingt alles jetzt sehr optimal oder? Vor allem wenn man auch noch alles beherrscht um somit so unabhängig wie nur möglich leben zu können.
      Aber jetzt möchte ich mal darüber hinaus gehen.
      Klar in der heutigen Zeit von 3D Drucker kann man sich gefühlt alles selbst herstellen. Also selbst für kleinere Reparaturen kann man Ersatzteile selbst herstellen.

      Aber denkt ihr, dass wir mitlerweile so weit sind, dass man wirklich vollkommen unabhängig von anderen z.B: auf so einen Hof leben könnte? Also auch für einen längeren Zeitraum? Oder was würde man noch so "benötigen"?
    • Hallo

      Im Bereich Nahrung ist es noch möglich sich weitgehend selbst zu versorgen. Allerdings wird man auch da vermutlich Zucker, Salz, Öl und Mehl zukaufen oder tauschen müssen. Da es schwierig ist dies in kleinen Mengen herzustellen oder weil z.B. Salz einfach nicht als Rohstoff auf dem Grundstück vorhanden ist.

      Aber darüber hinaus wird es schwierig.
      Beispiel Einmachgläser. Bis zu einem gewissen grad kann ich die kaufen und einlagern. Selbst Glas herzustellen und in Form zu bringen dürfte fast unmöglich sein. Dann die Gummibänder auch die kann ich nicht produzieren.

      Als weiteres Beispiel Kleidung. Wenn ich Stoff habe kann ich mir vielleicht welche herstellen. Aber den Stoff herstellen? Vielleicht kann man noch einen Wollfaden herstellen oder Leder Gerben aber Baumwollstoff wird man selber nicht herstellen können.

      Scharniere und Riegel aber auch Spaten oder nen Pflug kann man als Schmied oder Schlosser vielleicht noch herstellen. Aber auch dafür braucht dieser die Rohstoffe.

      Möchte ich Jagen brauche in Munition. Ggf. Kann ich wiederladen aber auch dann brauche ich Geschosse und Pulver.

      Wenn ich eine Lampe bauen möchte brauche ich neben Strom auch eine LED / Glühbirne oder ein anderes Leuchtmittel.

      Also ich denke man kommt immer an die Grenze wo man tauschen oder etwas kaufen muss. Zumal man auch nicht die Zeit und die Fähigkeiten hat alles selber herzustellen, oder es fehlen einem die Rohstoffe. Umso komplexere Maschinen und Güter ich haben möchte umso schwerer wird es sein diese selbst herzustellen.
      „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“

      Henry Ford
    • Bayern1988 schrieb:

      was könnte man als "Selbstversorger" wie weit schaffen?

      Kommt auf deine Ansprüche, Arbeitsleistung und Erfahrung an würde ich sagen. Leben wie vor 150 Jahren geht sicherlich irgendwie.
      Obstbäume liefern Essen nur im Herbst. Gemüsebeete vielleicht März bis (mit Glück) November?
      Danach musst du von deinen hoffentlich angelegten Vorräten zehren. Entweder die Vorräte im Keller oder am Bauch. :D

      Im Alleingang Felder bestellen und anbauen ohne Gerät und nur mit Ochsen halte ich für gewagt. Zumindest wenn das Ziel absolute Autarkie für eine Person ist.

      Und dann hast du nur einfachstes Essen (Makronährstoffe) und Trinken abgedeckt. Elektrolyte? Mikronährstoffe? Düngerbeschaffung?
      Was ist mit ärztlicher Versorgung, was ist mit Sicherheit? Was ist mit Wärme im Winter?
      Gibt es Musik/Abwechslung?

      Nutzviehhaltung, Hühner, Fischteich,... jeder dieser Bausteine stellt dich besser auf. Trotzdem halte ich es für äußerst herausfordernd alles im Alleingang schaffen zu wollen.
      Urbanprepping - Die beste deutschsprachige Preppingseite. Mit Abstand. Zu previval sag ich besser mal nix.
    • Ich kann dir ein konkretes Beispiel geben.
      Meine Großeltern hatten so einen Hof nach dem Krieg. Mein Cousin hat ihn immer noch und betreibt eine Hobby Landwirtschaft.

      Es war damals Milchwirtschaft, Obstbäume, Gemüsegarten, Bienen, Getreide für Mehl, Schnapsdestille und eine Selche.

      Gekauft wurde nur Salz und Zucker. Und gelegentlich Stoff zum Nähen der Kleidung.

      Ja, so könnten Sie damals leben.

      Nein, so kannst du und vermutlich niemand im Forum leben, weil die Skills fehlen, damit z. B. Essen für das ganze Jahr am Tisch ist.

      Will so jemand leben, der in der heutigen Zeit aufgewachsen ist? Vermutlich nicht.


      Wir leben heute in einer global arbeitsteiligen Welt. Falls das jemals zusammenbricht, werden die Glücklicheren bitter arm sein, aber die Meisten tot.

      Warum nicht einfach mit etwas anfangen.
      Wenn du Obst übrig hast, koch es ein ohne gleich zu philosophieren, woher das Weckglas kommt.
      Bringt für die Preparedness mehr.
      Das Leben ist schön. Seid nett zueinander.
      Prepping ist für mich kein Hobby. Ich mache das für den Fall der Fälle. Das ist wie eine Versicherung. Hoffentlich brauche ich sie nie.
    • Wenn überhaupt, geht sowas nur im Rahmen einer größeren Gruppe. So erhöht man die Zahl derer, die unterschiedliche "Gewerke" beherrschen. Aber selbst dann müsste man sich von vielen Dingen verabschieden, die man heutzutage gewohnt ist.

      Schaut man in die Zeit zurück, gab es früher für das meiste Alternativen:
      • Einkochgläser und Gummis -> Alternative Haltbarkeitsmethoden wie Pökeln, Räuchern, Trocknen...
      • Baumwolle -> Kleidung aus Flachs, Leder, Schafwolle...
      • Werkzeuge aus Metall -> Werkzeuge aus Holz, Stein, Knochen...
      • Jagen -> Pfeil und Bogen, Fallen...
      • Licht -> Feuer
      Im Prinzip reicht hier ein Besuch in einem entsprechenden Museum, um sich ein Bild zu machen.

      Aber ob man sich schnell genug an diese neuen bzw. uralten Arten von Werkzeugen, Kleidung, Lebensmittelherstellung und Co gewöhnen kann, um klar zu kommen...bezweifle ich. Sowas muss man lernen und üben.

      Wobei die Geschichte schon mehrfach gezeigt hat, wie resilient die Menschen im Notfall doch sind.
    • Mir gefällt die Liste von @Hollyhock weil sie Alternativen aufzeigt. Hab aber ein paar Anmerkungen.
      Zur Jagd mit Pfeil und Bogen, halte ich für nicht erfolgversprechend. Mit Fallen sieht's anders aus.
      Zur Kleidung aus Naturfasern, Lein und Flachs hat eine aufwendige Prozedur um zu einer Faser zu werden, dies Wissen ist fast verloren. Wolle hat eine aufwändige Prozedur um ein Pullover oder Filz zu werden. Das Schaf wird von Hand ( selten! Mehr Maschinenschur) geschoren. Das Vlies öfters kalt gewaschen. Exkremente und andere Verunreinigungen entferne, gekämmt, kardiert, versponnen, verstrickt, gefilzt ect ect.
      Hand hoch wer's noch kann.
      Leder ist auch aufwendig. Zuerst musst eine passende Decke haben. An der hängt dann noch Dreck, Blut, Fleisch. Reinigen, Gerben, zuschneiden, nähen. Nur um mal einzelne Schritte zu nennen. Leder nähen alleine ohne spezielle Maschine, Nadeln ( Ledernadeln sind geschliffen) ist mM n nicht möglich.
      Das heißt du müsstest eine Menge Skills ( der früheren Berufe) und die Erfahrung dazu auch haben.
      Mit der Sense mähen, wenn dein Traktor kaputt ist, wer kann das noch? Ich habe letztes Jahr einen Versuch gemacht. Gut die Sense ist alt und ich kann nicht dengeln, war anstrengend ( werd eine neue Sense kaufen). Aber will ich halt machen wenn ich für die Bienen ein Stück Blühwiese haben will, geht das mit dem Rasenmäher eben nicht.

      Mein Fazit.
      Irgendwann geht dir irgendwas aus. Du hast einen Bienenschwarm und keine leere Beute mehr.
      Du hast ein Beil mit gebrochenem Stiel, ein defektes Gartengerät, eine Verletzung, einen Zeitpunkt für Saat oder Ernte verpasst ( mangels Wissen), zu wenig Kraft um alle anstehenden Arbeiten zu erledigen, zu wenig Erfahrung ( du schlachtest ein Huhn und weil das Huhn dabei nicht ruhig war rufst du die die Finger wund).
      Meine Lösung.
      Such dir ein Skill pro Jahr und versuch das zu lernen. Mach einen Schmiedekurs, oder eine Kräuterwanderung, lerne flechten mit Weiden, Gerben oder Leder verarbeiten.
      Mach den Kurs, besorg dir weiterführende Literatur dazu, alle Handwerksmaterialien, alle Verbrauchsmaterialien und dann mach eine Handvoll Projekte damit, in aufsteigender Schwierigkeit.
      Meine Erfahrung, theoretisch weiss ich wie ein Bienenkorb aus Stroh gebunden wird, praktisch ist es fast unmöglich an langes Stroh zu kommen.
      Hab aber jetzt eine Quelle für kostenlose Weidenruten. Also Weidenflechten wird im Winter mein nächstes Projekt.
      Ein Projekt was bei mir im Hinterkopf läuft ist die Herstellung von eigener Medizin. Salben, Auszüge, Kapseln, Zäpfchen. Da ist viel im Haushalt vorhanen an Gerät aber zum Beispiel diese Kapselfüllmaschine nicht ( gut sind etwa 30€).
      Skills bei denen ich sowohl Erfahrung, Ausrüstung und Materialen habe sind Nähen, Stricken. Dörren mit Strom und ohne, einkochen ( hier ein Problem beim Pressure Channing - die Wattanzahl vom Herd ist zu gering), gärtnern ( Misserfolge seit drei Jahren), Bienenhaltung ( einige saftige Rückschläge).
      Ich möchte mich auf keine meiner Skills verlassen müssen.
    • Wenn es um einen überschaubaren Zeitraum geht, dann würde ich für meinen Onkel mindestens 5 Jahre ansetzen, wenn er denn
      die Meinung dazu hätte.
      Vater war Forstdirektor, Jäger sind alle in der Familie und sie leben 4km tief im Wald von der nächsten echten Straße entfernt.
      Eine mittelgroße Lichtung im Wald in direkter Nachbarschaft zum Bruder (Landwirt). Eigene Wasserversorgung, eigene Wärmeversorgung,
      eigene Wasserentsorgung. Eigene Stromversorgung wäre leicht möglich.
      Enten, Gänse und Hühner waren früher am Haus ebenfalls.
      Im Gespräch mit meiner Tante ergab sich leider kein Interesse an halbautarker Lebensweise, obwohl sämtliche Möglichkeiten
      vorhanden sind.
      Mit etwas mehr Interesse meines Mannes könnte unser Hof mit 5 ha und reichlich Nebengebäuden auch eine gewisse Autarkie bieten.
      Aktuell versuche ich ihn zu einem größeren Stromspeicher für unsere PV Anlage zu überzeugen. Wirklich erfolgreich bin ich noch nicht.
      Einen Tiefbrunnen haben wir ebenfalls, eine eigene Kläranlage für das Abwasser und im Einkochen und sonstiger Verarbeitung der Gemüse aus meinem Garten bin ich schon recht geübt.
      Aktuell könnten wir wohl 4-6 Monate gut überstehen, ohne den Hof zu verlassen. Medikamente brauchen wir beide nicht.