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Wasserverkeimung bei Trinkwasserspeicherung = GEFAHR

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    • Wasserverkeimung bei Trinkwasserspeicherung = GEFAHR

      Da ich hier immer wieder Beiträge lese, in denen Forenkollegen darüber nachdenken, Trinkwasser aus dem Leitungsnetz in selbstgebastelten Speichern zu bevorraten, möchte ich einen allgemeinen Beitrag zur Gefahr von Wasserverkeimung schreiben.

      Kurz zu meinem beruflichen Hintergrund: Ich bin Bauingenieur und plane Abwasser- und Trinkwasseranalgen. War auch schon mal 1.5 Jahre bei einem Wasserversorger für Wassergewinnung, -aufbereitung, -speicherung und -transport verantwortlich. D.h. was ich hier schreibe, ist mein Job.

      Wie fange ich an??? O.k. Wir reden in diesem Beitrag über Trinkwasser aus dem Leitungsnetz eures örtlichen Wasserversorgers. Nicht über private Brunnen oder Flaschenwasser auch nicht über Regenwasser.

      Zum Einstieg: Trinkwasser kommt aus der Natur. Aus Tiefbrunnen, Talsperren (Oberflächenwasser) als wesentliche Quellen. Andere Formen, wie Quellwasser oder Uferfiltrat aus Flüssen haben nicht mehr die Bedeutung. Die Tiefbrunnen sind i.d.R. nicht hunderte Meter tief sondern eher um die hundert Meter. D.h. die haben schon Kontakt zur Umwelt. Talsperren Speisen sich aus Bächen.

      Daran könnt ihr erkennen, dass es kein keimfreies Wasser gibt. Die Umwelteinflüsse sind zu vielfältig. Also: es sind immer schon Keime im Wasser drin. Und die vermehren sich dummerweise gern. Je wärmer- desto besser.

      Die Aufgabe des Wasserversorgers ist, die Qualität des Wassers zu gewährleisten. Grenzwerte gibt die Trinkwasserverordnung vor. Die Versorger haben Labors mit der Überwachung beauftragt. Neben Keimen sind zahlreiche Inhaltsstoffe in der Überwachung, aber wir bleiben mal bei Keimen. Z.b. bei Escheria Coli ist der Granzwert schlicht Null! Andere Keime werden in gewissen Grenzen geduldet, solange sie nicht gefährlich sind.

      Der absolute Horror eines jeden Versorgers ist eine Keimbelastung seines Wassers. Möglichkeiten dafür gibt's viele. Beispiele: Eintrag von Gülle durch die Landwirtschaft in Brunnen oder andere äußere Quellen. Hier interessanter ist die Selbstverkeimung von Wasser und die Rückverkeimung ins Netz.

      Selbstverkeimung: stelle einen geschlossenen Behälter mit sauberen Wasser auf den Tisch. Nach ein paar Tagen ist er verkeimt. Immer! Lasse vier Wochen Deinen Wasserhahn geschlossen und Dein Wasser in den Röhren verkeimt! Deshalb nach Urlaub immer ne Weile laufen lassen!

      Auch in Leitungen des Versorgers kann es in Abschnitten mit wenig oder geringer Entnahme zur Verkeimung kommen, was aber relativ selten ist, da es eine Art biologisches Gleichgewicht in den meist alten Leitungen gibt, die das verhindert. Neue Leitungen machen mehr Probleme. Wenns doch mal schief geht und die Grenzwerte nicht eingehalten werden, hat der Versorger verschiedene Möglichkeiten zu reagieren. Die einfachste ist spülen: Hydrant aufdrehen und stunden- oder tagelang alles rauslaufen lassen. Dann noch Chlorung und wenn's dicke kommt erlässt das Amt ein Abkochgebot fürs Volk. Gabs hier schon. Für den Versorger ist das die Hölle. Es geht um die Gesundheit tausender Kunden...l

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    • und weiter. Jetzt gibt es Dinge, die kein Versorger hinnehmen kann, weil sie zu einer Rückverkeimung des Netzes führen können. Rückverkeimung heißt, das sauberes Wasser geliefert wird, es aber durch verschiedene Maßnahmen im Netz dazu kommt, dass Keime z.b. in Kundenanalgen entstehen und ins Netz zurück wandern. Deshalb werden seit ein paar Jahren alle Kundennetze oberhalb von Einfamilienhäusern regelmäßig geprüft. Alles kriegt man auch damit nicht. Z.b. Kunden, die jahrelang nix entnehmen, weil's Haus leer steht. Die werden ermittelt und man versucht, das Problem zu beseitigen- was oft schwierig ist. Wenn nix hilft wird der Anschluss physisch- also baulich, getrennt, also gekappt.

      Nun gibt's noch Behälter. Zum Beispiel öffentliche und private Löschwasserbehälter. Diese sind sehr kritisch. Am liebsten möchte man, dass sich ein Löschwasserbehälter automatisch befüllt. Macht man aber nicht gern, wegen der Verkeimungsgefahr. Man könnte Netztrenner einbauen, die gewährleisten, dass das Wasser in der Leitung keinen Kontakt mit dem Wasser im Behälter bekommt. Ist aufwändig und wartungsinstensiv. Will keiner. Deshalb befüllt man die Behälter meist händisch mit einem B- oder C-Rohr vom nächsten Hydranten und nimmt den Schlauch dann wieder weg.

      Auch durch Feuerwehreinsätze kann Gefahr drohen, z.b. durch Schaumbildner. Deshalb müssen Löschfahrzeuge heute auch einen Rückflussverhinderer dabei haben.

      Ihr seht, es wird sehr viel unternommen, damit Ihr einfach den Hahn aufdrehen und trinken könnt.

      Und genau deshalb gehen private Speicher für Trinkwasser gar nicht. Wir reden nicht von Brauchwasser. Bei Brauchwassernutzung braucht es aber ein völlig separates Rohrnetz im Haus. KEINE VERBINDUNG ZUM TRINKWASSERNETZ. KEINE EINIZIGE!

      Ein für Trinkwassernutzung selbst gebauter Speicher, wenns geht noch mit direktem Wasseranschluss führt definitiv zur Verkeimung des Behälters umd bei Anschluss vielleicht sogar zur Rückverkeimung ins Netz des Versorgers. Da steht ganz schnell der Staatsanwalt am Tor. Das Gesundheitsamt erst recht.

      Deshalb mein dringender Apell: denkt nicht mal drüber nach. Und wenn Ihr doch große Mengen speichern wollt: Befüllung nur mit Schlauch! Nie trinken. Keinerlei Verbindung - egal wie klein - zum Trinkwassernetz! Null, nada, niente!!!

      Kauft Flaschen und rotiert die durch. Das Netz wird auch reichen, um die Badewanne zu füllen. Lagert kein Trinkwasser in alten Kunststofftanks ohne Mikropur.

      Das alles ist kein Spaß. Ihr gefährdete mit Eigenbau nicht nur Eure Familie sondern wenns dumm kommt, das ganze Dorf oder das halbe Satdtviertel. Und: die Regressforderungen des Versorgers können nur die wenigsten von Euch bezahlen. Das geht wegen der aufwändigen Suche, die halbe Mannschaft sucht tagelang die Ursache, den zusätzlichen Labor- und Chemikalienkostn, und die Wasserverluste durch Spülung - d.h. Wegschmeißen tausender Kubikmeter Wasser - schnell in die Zigtausend Euro. Ne Versicherung wird das nicht zahlen, weil es grob fahrlässig ist - Minimum. Eher schon eine Straftat.

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