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Es war ein Bauchgefühl... - Erfahrungsbericht Kriegsausbruch

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  • Es war ein Bauchgefühl... - Erfahrungsbericht Kriegsausbruch

    Hallo Community,

    ich hatte heute die Möglichkeit mich ausgiebig mit jemandem zu Unterhalten der aus der Ukraine geflohen ist und den Kriegsausbruch dort als Student
    erlebt hat.
    Da ich mir nur beiläufig Notizen gemacht habe muss ich das ganze noch in Textform bringen und werde das in diesem Faden dann in den nächsten Tagen
    komplett oder auf zweimal aufgeteilt einstellen, je nach dem was da an Text zusammen kommt.

    Es war eine sehr interessante und aufschlussreiche Unterhaltung.

    Ich kann soviel vorwegnehmen:
    Manche Dinge die wir hier besprechen sind extrem wichtig aber werden hier teils gerne unterschätzt im Forum, manche Prepper Mythen zum Thema Krieg kann man
    getrost in der Luft Zereisen und einige Dinge mag man sich anders vorstellen als sie ggf. sind.

    Es war Mega interessant das mal aus direkter Quelle zu hören und auch nachfragen zu können.
    Ich hoffe ihr seid daran interessiert.

    So mancher Hollywood Schinken hat wohl doch einiges mehr an Realität wie man das glauben mag........

    Grüße
    Südprepper
    Wer anderen hat voraus gedacht, wird jahrelang erst ausgelacht - Begreift man die Entdeckung endlich, so nennt sie jeder selbstverständlich (Wilhelm Busch)
  • Vorbemerkung

    Erwartet bitte keinen Roman wie „Ich war Hitlers Schäferhund“ oder so ähnlich.Ich gebe nur das unverfälscht wieder was mir geschildert wurde

    Der Bericht bezieht sich ausschließlich auf den Zeitraum vor dem Angriff und dem Beginn bzw. der Umsetzung der Flucht. Alles andere würde den Rahmen sprengen, bringt aber auch keine besonderen Erkenntnisse. Ich versuche aber demnächst nochmal unauffällig nachzuhaken um noch ein paar Informationen zu gewinnen. Der nachfolgende Erfahrungsbericht ist frei von eigenen Bemerkungen. Meine eigenen Bemerkungen hierzu habe ich abgesetzt (gekennzeichnet) drunter gesetzt, bzw. wenn erläuternd mittendrin, fett markiert um Verfälschungen zu vermeiden.Die Uhrzeiten sind ungefähre Angaben plus/minus 30 Minuten. Das ließ sich nicht mehr näher eingrenzen.


    Erfahrungsbericht:

    Der Bekannte war am Ende seines Medizinstudiums und hat im Anschluss vorübergehend mit einem Unternehmen, Remote zusammengearbeitet.

    Er hatte schon längere Zeit ein Bauchgefühl das die Situation in der Ost - Ukraine eskalieren könnte. Er hatte von diesem Unternehmen bereits ein Angebot bekommen für eine Arbeitsstelle, hat dies jedoch nicht direkt zugesagt, da er und sein Mitbewohner vorhatte, sich die Situation noch etwas anschauen und dann ggf. innerhalb der Ukraine umzuziehen zu wollen.Die Absichten und Vorbereitungen, von ihm und seinem Mitbewohner innerhalb der Ukraine umzuziehen, haben sich im Verlauf (T minus 2 Wochen) bis zum „Tag X“ intensiviert, waren aber nicht vollständig abgeschlossen.
    Aussage: “Man saß quasi auf gepackten Koffern, war aber nicht wirklich in der abschließenden Umsetzung, denn der endgültige Plan fehlte“.

    Soviel zur Vorgeschichte.

    Am Abend vor dem Angriff hatte er sehr lange online via Tele Conferencing mit dem besagten Unternehmen zusammengearbeitet (bis ca. 02:00 Uhr). Danach hatte er seine Sachen weggeräumt und sich noch etwas zu Essen gemacht. Sein Mitbewohner schlief zu diesem Zeitpunkt. Gegen ca. 04:00/04:30 Uhr gab es einen lauten Knall. Er ist erschrocken und dachte: „Welcher Idiot zündet denn um diese Uhrzeit Feuerwerk“.

    Er hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich wie Feuerwerk anhörte und nicht mit Einschlägen in Verbindung zu bringen war. Nach ungefähr weiteren 20-30 Minuten hat er weitere Knallgeräusche in weiterer Entfernung vernommen und sich entschlossen seinen Mitbewohner zu wecken.

    Laut seiner Aussage war sein Mitbewohner nicht „Amused“ und wollte weiterschlafen. Es kam zu einem weiteren Knall mit einer Vibration der auch die Alarmanlagen von PKW auslöste in etwas weiterer Entfernung, was dann auch der Mitbewohner mitbekam. Es wurden auch andere Leute in der Umgebung wach („Man sah das überall die Lichter angingen“).

    Anmerkung: Ab hier werden die Zeiten sehr ungenau und lassen sich nicht weiter eingrenzen.

    Man schaute sich die Situation noch einige Zeit (ca. 1.5 -2,5 Stunden) an und vernahm immer wieder dieselben dumpfen Knallgeräusche. Es waren keine Explosionen zu sehen! Nachdem immer mehr Menschen auf die Straße gingen hat er sich mit seinem Mitbewohner entschlossen die Stadt aufgrund einer vorher bereits erwarteten Konfliktsituation zu verlassen. Sie bestellten bei Uber einen Fahrdienst. Da die Koffer ja gepackt waren, nahm man diese einfach mit. Aussage: „Die Preise bei Uber waren bereits zu diesem Punkt teilweise doppelt bis 10fach so hoch wie normal üblich“.

    Sie fuhren mit Uber aus der Stadt merkten jedoch schnell anhand des Preises das sie so nicht weit kommen würden. Aufgrund dieser Situation kehrten sie mit Uber wieder um. Sie wollten mit einer Freundin und ihrem Auto was aber einen Mangel hatte dann zusammen abhauen, so der Gedanke. Die Lage in der Stadt war laut seiner Aussage zu diesem Zeitpunkt ca. 07:30 Uhr, normal wie immer. Es fuhren Busse und Bahnen, es gab Strom obwohl bereits auch in der Stadt Einschläge vernehmen zu wahren.

    Er hatte darauf hingewiesen das zu diesem Zeitpunkt ausschließlich „Strategic Locations“ wie Militäranalagen, Flughäfen, Flugplätze usw. getroffen wurden und keine Wohnhäuser oder zivile Einrichtungen. Er versuchte an einem Geldautomaten, Geld abzuheben was auch funktionierte. Hier war bereits leichter durch den Wind getragener Rauch wahrzunehmen.
    Sie fuhren zu ihrer Bekannten und mussten dann zusammen am Auto noch einen Reifen wechseln. Sie hatten so die Möglichkeit bis ungefähr 11:00/12:00 Uhr die Stadt zu verlassen.

    Sie fuhren über Kiew in die Westukraine und setzten dann im Verlauf nach Polen über wo dann die EU „Flüchtlingsmaschinerie“ anlief.

    Auf meine Nachfrage wann man bei so etwas am besten „abhauen“ sollte, war die Aussage klar und eindeutig.
    Wenn man einen Plan(!) hat, dann aber sofort!

    Es war wohl nach einigen Stunden wohl totales Chaos, da laut seiner Aussage alle Menschen auf der Straße waren. Am Nachmittag kam es dann wohl bereits zu massiven Einschlägen mit Zerstörungen in der Stadt.

    Er hätte nicht gedacht, dass es so schnell passieren würde….
    Innerhalb von nicht einmal 8 Stunden ändert sich das ganze Leben.


    Meine persönlichen Anmerkungen zum diesem Erfahrungsbericht:

    Wenn ich das geschilderte Mal nüchtern Betrachte kann ich folgendes Anmerken. Zum einen kann man zwei Prepper Mythen die auch hier im Forum herumschwirren völlig in der Luft zerreißen, im wahrsten Sinne des Wortes. Das man in ein anderes Land fliegt und sich noch schnell absetzt ist eines davon. Das waren Flughäfen mitunter die ersten Ziele. Da in D zum Beispiel am Rhein Main Airport direkt die US Airbaise angrenzt und in der Nähe des Stuttgarter Flughafens sich unzählige US Einrichtungen die auch das USAFRICOM beinhalten, befinden, kann man davon ausgehen das der Flugverkehr in D mindestens genauso schnell zusammenbrechen würde bei einem Angriff.

    Der andere Mythos - Das immer ausreichend Vorlaufzeit besteht und man das absehen kann und nicht spontan die Bomben einschlagen ist auch in diesem Fall nichtig.

    Natürlich hätte man zwei Wochen vorher bereits umziehen oder abhauen können. Aber mal ganz ehrlich wer von uns kann den auf Verdacht einfach mal abhauen, wenn er Arbeiten muss? Und vor allem dafür einstehen (auch finanziell und arbeitsrechtlich) wenn er sich irrt?

    Es war ja bis zum Angriff alles völlig normal und keiner hat damit gerechnet.
    Es ist wie in jedem „Hollywood Schinken“ die „Bomben fallen“ und man wird davon geweckt bzw. überrascht….

    Welche Dinge bin ich der Meinung, werden bei uns so nicht sein wie im geschilderten Fall.

    Ich denke das gerade bei unserer derzeitigen Energiepolitik gerade so Dinge wie funktionierende Stromversorgung und EC Automaten eher früher ausfallen als später. Auch das Thema ÖPNV, da reicht in D ja schon Glatteis teilweise. Aber das ist nur meine Einschätzung dazu.

    Bei Thema Uber (bei uns Taxi) denke ich wird es unterschiedlich sein. Manche Städte laufen über große und zentral organisierte Unternehmen, bei mir z.B. eher viele kleine Unternehmen und freiberufliche Fahrer. Ich denke das wir ggf. alles sehen, von stellt den Fahrbetrieb einfach ein bis hin zu horrenden Fahrpreisen unter der Hand.

    Und wo bin ich der Meinung das wir Themen unterschätzen.

    Das Thema Dokumentensicherung ist eines davon. Er hatte alle Dokumente im Original dabei und konnte hier so auch in D schnell Fuß fassen. Ich denke das hier der Faktor aller notwendigen Nachweise (Papiere im Original) der ausschlaggebende Punkt war, was ihm einiges erleichterte.
    Viele hier im Forum setzen auf USB Sticks, was nicht wirklich brauchbar wäre in dem vorliegenden Fall.

    Ebenso das Thema Planung für den Kriegsfall (Zeitpunkt X) und Planungen was mache ich wenn es absehbar ist an ToDo´s. Borath hatte ja das Thema vor ein paar Monaten angerissen wo viele nix mit anfangen konnten. Auch wenn der Zeitraum hier länger gewesen wäre.

    Der Explizite Hinweis von ihm das man nur, wenn man einen Plan hat, sofort abhauen sollte, ist auschlaggebend. Denn er hat ja bereits selbst mit seinem Mitbewohner schnell gemerkt das man mit dem Taxi (Uber) nicht weit kommt und hat umplanen müssen. Wir sollten daher das Thema Planung, ToDos und Dokumentensicherung meiner Meinung nach daher nochmals intensivieren im Forum.


    Soviel mal von mir…..

    Wenn ich dazu komme liefere ich ggf. noch ein paar Infos, falls es sich ergeben sollte.
    Wer anderen hat voraus gedacht, wird jahrelang erst ausgelacht - Begreift man die Entdeckung endlich, so nennt sie jeder selbstverständlich (Wilhelm Busch)
  • Planung wird doch von jeher gepredigt? Kein BugOut ohne Plan. Ich glaube selten etwas anderes gelesen zu haben und wenn wurde dem Statement dann auch vehement widersprochen. Zumindest kenne ich es so.

    Interessant finde ich, das sie mit dem Auto überhaupt noch aus der Stadt gekommen sind. IdR gehen wir ja davon aus, das die meisten Straßen verstopft sein werden, wenns denn mal knallt. Aber auch hier zeigt sich: Es geht wenig über ein gut gewartetes BOV. Einen Defekt beheben (Reifen wechseln) wenn man eigentlich nur weg will, stelle ich mir sehr zeitraubend vor. Glücklicherweise konnten die Jungs das. Mittlerweile kenne ich Menschen, die wären damit überfordert :( Und wie man auch gesehen hat: Egal welches BOV, hauptsache es rollt.

    Was mich tatsächlich kalt erwischt sind die Dokumente im Original. Ich habe tatsächlich nur Scans und müsste Originale wohl erstmal suchen...
  • Danke für den Bericht. Es gibt nichts über konkrete Erfahrungen.

    Was mich noch interessieren würde.

    Gab es Unterschiede in den Ethnien beim Fluchtverhalten. Z. B. Sind russischstämmige eher geblieben?

    Und noch eine Frage zu den Papierdokumenten.
    Digital ist es einfach, da kann ich alles mitnehmen.
    Aber in Papier wird es aufwendig.

    - Perso, Reisepass, Stammbuch ist alles sehr klein und leicht.
    - Verdienstbescheinigungen, Rentennachweise, Sozialversicherung,... Da wird es schon mehr.
    - Notarurkunden, Grundbuchauszüge,... Da wird es schon langsam schwer.
    - Belege für Qualifikation wie Arbeitszeugnisse, Schulungen,.... Viel Papier, sollte auch digital reichen.

    Ich bin mir unschlüssig, was ich in Papier griffbereit haben muss.

    Ich weiss auf die Frage gibt es keine richtige Antwort, weil es darauf was ankommt, was langfristig passiert. Wenn ich nie zurückkehren, braucht es keine Eigentumsnachweise, aber wer weiss das vorher.

    Nochmals danke für den Beitrag.
    Falls jemand Ähnliches berichten kann ich würde mich freuen.
    Das Leben ist schön. Seid nett zueinander.
    Prepping ist für mich kein Hobby. Ich mache das für den Fall der Fälle. Das ist wie eine Versicherung. Hoffentlich brauche ich sie nie.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ludwig ()

  • Danke für den Bericht und alles Gute für deinen Bekannten.
    Persönlich treffen mich zwei, drei Dinge.
    Die "unklare" Situation in den ersten Stunden. Trotz Spannungen war in der ersten Zeit anscheinend keine Massenflucht. Die Leute standen wohl etwas ratlos auf der Straße. Aber wer kann schon wie @Südprepper gesagt hat 14 Tage eher weg? Oder wollte es wirklich glauben.
    Die Dokumente treffen mich auch.
    Dann, die Ubergeschichte. Doppelt so hohe bis zehnfache Preise. Anscheinend war doch erhöhtes Buchungsaufkommen bzw evtl "Gerüchte" die das so verteuert haben.
    Das sollte man Bedenken, nicht nur für den Bericht, sondern ganz allgemein. Ein Einmarsch irgendwo....und wir haben 10 fache Preise. Da ist dann das Problem der Inflation potenziert.
  • Danke für den interessanten Beitrag. Wir können hier immer wieder viel philosophieren, im Endeffekt schreibt die Realität aber nunmal andere Bücher.

    Ich finde insbesondere die "Psychologie der Vorzeichen" interessant. Deine Interviewpartner sprechen von einem Bauchgefühl, eine Bekannte von mir hat zu Anfang des Krieges davon erzählt, dass sich Geschäftspartner von ihr 2-3 Wochen vor dem Angriff zurückgezogen haben. Meine Vermutung ist, dass hier ein ähnlicher psychologischer Vorgang am Werk ist wie bei "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch. Die Anzeichen sind da, die Brandstifter sagen sogar, was sie tun und vorhaben, aber Biedermann ist quasi gelähmt und klammert sich an die Hoffnung dass es ihn schon nicht erwischen wird, bis sein eigenes Haus brennt.
    (Mag sein dass dieser Vergleich nicht der beste ist, aber mir fiel grad nix besseres ein.)

    Der Bericht an sich sagt mir aber, dass die grundsätzliche Richtung in der ich unterwegs bin -frühzeitig einen ähm Zweitwohnsitz zu haben und im Fall der Fälle am besten vor der ersten Flüchtlingswelle anderswo zu sein- nicht unbedingt die falsche ist, jedenfalls im Kriegsfall. Ich hatte sogar die Originaldokumente auf dem Schirm, nur die meisten davon sind aktuell woanders. Ich habs mal in die ToDos aufgenommen die wieder zu beschaffen.

    Danke @Südprepper für die Mühen.

    LG vom Strahlemännchen, das jetzt erstmal ne anständige Dokumentenmappe für unterwegs suchen geht
    "Lasst uns an die Stelle von Zukunftsängsten das Vordenken und Vorausplanen setzen" - Winston Churchill
  • Erstmal danke @Südprepper für den Bericht aus erster Hand, wirklich sehr informativ.

    Das mit dem Plan ist richtig, aber das kann halt im Zweifel auch sein, einfach über die Landesgrenze zu Land X. Das muss nicht immer eine vorbereitete BOL oder Verwandte sein. Und dann sollte man sich also die Frage stellen, wie komme ich dahin wo ich hin will (BOV, Zug,...)

    Dokumente: Ich bin etwas überrascht, dass jetzt festgestellt wird, dass (eigentlich) nur die Originale zählen. Das war für mich eigentlich immer klar, die digitalen Kopien waren für mich schon immer nur als äußerstes Notfallbackup zu sehen, da sie keine rechtliche Gültigkeit haben.


    Fifth age schrieb:

    Das sollte man Bedenken, nicht nur für den Bericht, sondern ganz allgemein. Ein Einmarsch irgendwo....und wir haben 10 fache Preise. Da ist dann das Problem der Inflation potenziert.

    Ähh, das hat er doch gar nicht geschrieben. Ich habe nicht gehört, dass sich in der Ukraine die Preise verzehnfacht haben. Das traf in diesem Fall auf Uber/Taxis zu, weil sie halt Fluchtmittel waren, aber das kann man doch nicht einfach so verallgemeinern. Sicher werden sich auch andere Güter wie Notstromaggregate, Sprit, etc. verteuert haben, weil sie teilweise knapp sind / vom Militär benötigt werden oder was auch immer. Das ist wie hier bei uns mit Schmutzwasserpumpen beim letzten Hochwasser.
  • Zum einen mal vielen Dank an Südprepper für die Mühe den Bericht aufzutreiben.

    Zum anderen erinnern mich manche Teile des Berichts, insbesondere bezüglich des Bauchgefühls, an den Bericht über den Bosnienkrieg

    Es ist durchaus interessant zu sehen, dass sich manches nicht geändert hat. Und es durchaus interessant zu sehen, dass es besser ist sich in dem Fall aufs Bauchgefühl zu verlassen und Informationen (so spärlich sie auch sind) nur für den groben Überblick zu haben. Was für mich auch eine Bestätigung meiner Vorbereitungen darstellt, ist dieses kurzfristige Umplanen, weil Plan A nicht funktioniert. Es zeigt, dass ein funktionsfähiger Verstand, der auf Situationen reagieren kann besser ist als ein minutiös durchgestrickter perfekter Plan.
    Vorbereitung vermeidet Panik.
  • Danke für den Bericht. Meine Dokumentenmappe war tatsächlich das Erste, was ich zusammen gestellt habe, und das war sehr sinnvoll bisher. Wenn ich jetzt irgendwas brauche, habe ich es sofort bei der Hand. Nur ist sie wirklich etwas dicker, und ich nehme für sie eine eigene Umhängetasche, wenn ich tatsächlich mal flüchten muss. Die Zusammenstellung der Mappe hat bei mir tatsächlich einige Wochen Arbeit gekostet. Den Fluchtweg kenne ich auch. Das ist für mich zu Fuß, weil das Haus brennt, in die nächste Notunterkunft oder bei uns zur freiwilligen Feuerwehr. Also, weiter weg werde ich nicht gehen. Da bin ich bei mir zu Hause oder im Keller besser aufgehoben. Nur, falls ich evakuiert werde, dann werde ich mit dem Notfallrucksack weg gehen und hoffen, dass ich woanders eine neue Bleibe finde. Und da ist dann auch die Dokumentenmappe sinnvoll. Gescannt habe ich das alles auch und auf Datenträger. Das ist ja sowieso ganz sinnvoll, wenn man mal irgendwas per E-Mail wegschicken muss.
    Der Unterschied zwischen Zeit haben und keine Zeit haben heißt Interesse.
  • Danke prima den Bericht.

    In der Ukraine musste man als Mann früh flüchten ansonsten durfte man nicht mehr über die Grenze.
    Und auch wenn man raus gekommen ist kann man jetzt nicht mehr zurück ohne als fahnenflüchtig zu gelten. Es ist also erstmal ein gehen ohne Chance auf wiederkommen.

    Denke das würde in Deutschland im Kriegsfall ähnlich laufen. Eine Binnenflucht ist davon erstmal nicht betroffen. Zudem muss man auch für sich entscheiden ob man seine Familie, Freunde und sein Land im Stich lassen möchte.

    Wenn man dann irgendwo neu anfangen möchte muss. Ist es sicher sinnvoll seine Qualifikation nachweisen zu können. Hierfür brauche ich Originale. Also alles was ein Siegel (runder Stempel) muss im Original mit. Abschluss Schulzeugnis, Berufszeugnisse der Kammer, Geburtsurkunden etc.

    In Kopie oder Scan reichen alle Dokumente die auch nur digital erstellt wurden und ohne Unterschrift gültig sind. Hier reicht der USB Stick.

    Dann brauche ich vielleicht noch Nachweise über Besitz. Eventuell um nach einem Krieg Besetzung etc. Mein Recht auf Besitz nachweisen und ggf. Einfordern kann.

    Ich habe tatsächlich kein gepacktes Fluchtgepäck. Aber einen roten Ordner in dem alle Originale aufbewahrt werden den ich im Falle des Falles immer mitnehmen würde. Zudem versuche ich alle Akten und Briefe und andere Unterlagen auch zu scannen und digital aufzubewahren. Nicht nur aus Prepper sicht sondern auch weil ich eine Papierloses Büro anstrebe.
    „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“

    Henry Ford
  • Interessantes Interview, danke für den Aufwand @Südprepper. Nachdem da von 'gepackten Koffern' gesprochen wird gehe ich mal stark davon aus dass kein klassischer BOB oder INCH Pack am Start war sondern übliches Reisegepäck? Wäre super wenn sich der ukrainische Kollege zur Ausstattung äußern könnte, ob was spezielles mit dabei bzw. was hilfreich, essentiell notwendig oder eher hinderlich war? Einige Punkte aus der Schilderung decken sich mit meinen eigenen Überlegungen, daher gab's beim durchlesen zwar den ein oder anderen Aha-Effekt aber keine großartigen Überraschungen, einige Anmerkungen dazu:
    1/ Die Betroffenen haben sich auf ihre 'Flucht' bzw. Evakuierung vorbereiten können, vorausschauend gepackt und ein paar Überlegungen angestellt. Nicht jedes Szenario trifft schlagartig ein wo die eigenen 4 Wände sofort verlassen und die Flucht augenblicklich angegtreten werden muss d.h. man hat etwas Zeit um Vorbereitungslücken zu schließen, etc. Gilt natürlich nicht z.B. für Erdbeben, Gasleitungsbruch, etc.

    2/ Die Flucht wurde mit Uber/ Auto angetreten, eine ab-durch-den-Wald Strategie ist offensichtlich bei vielen Kriegs- od. Kriesenschauplätzen der allerletzte Strohhalm wenn nix mehr anderes geht. Wundere mich nun über mich selbst da ziemlich viel Aufwand und Knoff-Hoff in den 'idealen' Fluchtrucksack gesteckt wird ;)

    3/ Zeugnisse, Befähigungsnachweise u. Urkunden sind wichtige (Original-)Dokumente, ob sie bei einem beruflichen Neustart im Zielland was bringen hängt zusätzlich von Sprachkenntnissen, Qualifikationen, CV u. bisherigen Tätigkeiten ab, nicht jedes Papier wird automat. positiv eingestuft. Ein Bekannter ist in Südafrika aufgewachsen und musste nach seiner Übersiedlung in Österreich die letzten 2 Schulstufen der Mittelschule inkl. Abi nachholen um zu einem anerkannten Abschluss zu kommen. Seine guten Zeugnisse brachten ihm nix obwohl die Ausbildung die er in Südafrika genoss de fakto höherwertiger als unsere Mittelschule einzustufen war. Kenne einige ausländische Akademiker die mangels Sprachkenntnisse einen Job als LKW-Fahrer annehmen mussten, usw.

    Um aus einem Kriegsgebiet heil raus zu kommen braucht es sicherlich auch das 'Glück des Tüchtigen' und vor allem Unterstützung von aussen. Die Anstrengung hört mit einer geglückten Flucht aus der unmittelbaren Gefahrenzone noch lange nicht auf, auch wenn wir Prepper die darauffolgenden Schritte bei unseren Vorbereitungen gerne ausklammern ...
  • Holgie schrieb:

    Planung wird doch von jeher gepredigt? Kein BugOut ohne Plan.
    JA schon.... Es war ja aber kein geplanter Bug Out was die beiden gemacht haben.
    Sie waren in der Planung umzuziehen, aber von Krise und Flucht war nicht die Rede. Die Planung zum umziehen war halt nicht fertig und es war noch einiges offen.
    Daher kam die Aussage, wenn man einen Plan hat(!) soll man gleich abhauen.

    Aber den hatten sie ja nicht und kehrten deshalb auch mit Uber wieder um.

    Holgie schrieb:

    Was mich tatsächlich kalt erwischt sind die Dokumente im Original. Ich habe tatsächlich nur Scans und müsste Originale wohl erstmal suchen...
    Wenn die Identität und Qualifikation geklärt ist und dafür brauch es der Glaubhaftmachung halber nun mal die Originale, dann hat man es immer einfacher.
    Aber ich denke das sagt schon die Logik - Wir fordern es ja selbst in der Migrationsdebatte.

    Ludwig schrieb:

    Gab es Unterschiede in den Ethnien beim Fluchtverhalten. Z. B. Sind russischstämmige eher geblieben?
    Das weiß ich nicht. Ich denke das dies aber auch egal ist, weil das einfach nur die Schublade wieder aufmacht, böser Russe - guter Russe.

    Ludwig schrieb:

    Und noch eine Frage zu den Papierdokumenten.
    Das mit den Papieren möchte ich hier nicht so ausführlich besprechen.
    Dafür haben wir einen eigenen Faden, der noch ausgebaut werden sollte, aber auch schon viele gute Infos erhält.

    Guckt ihr hier: Dokumentensicherung - Allgemein - Das deutschsprachige Survival und Preppingforum (urban-prepping.de)

    Strahlemaennchen schrieb:

    h finde insbesondere die "Psychologie der Vorzeichen" interessant. Deine Interviewpartner sprechen von einem Bauchgefühl, eine Bekannte von mir hat zu Anfang des Krieges davon erzählt, dass sich Geschäftspartner von ihr 2-3 Wochen vor dem Angriff zurückgezogen haben. Meine Vermutung ist, dass hier ein ähnlicher psychologischer Vorgang am Werk ist wie bei "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch. Die Anzeichen sind da, die Brandstifter sagen sogar, was sie tun und vorhaben, aber Biedermann ist quasi gelähmt und klammert sich an die Hoffnung dass es ihn schon nicht erwischen wird, bis sein eigenes Haus brennt.
    Ich denke das ist einfach Intuition.
    Der eine hat es halt mehr wie der andere. Aber letztlich wurden die beiden auch wenn sie ne Vorahnung hatten, genau so davon überrascht.

    Dorfkind schrieb:

    Dokumente: Ich bin etwas überrascht, dass jetzt festgestellt wird, dass (eigentlich) nur die Originale zählen. Das war für mich eigentlich immer klar, die digitalen Kopien waren für mich schon immer nur als äußerstes Notfallbackup zu sehen, da sie keine rechtliche Gültigkeit haben.
    PDF können halt jederzeit ne Fälschung sein und zählen als einfache digitale Kopie.
    Es gibt zertifizierte PDF´s hab ich glaube ich mal gelesen. Aber welche Behörde das macht und ob sich das durchgesetzt hat weiß ich nicht.
    Hier hat dann die PDF Datei eine digitale Signatur der zuständigen Stelle.

    Fifth age schrieb:

    Nein, das hat er nicht so geschrieben. Das ist meine Schlussfolgerung daraus. Und ich folgere auch, dass eine Preissteigerung nicht auf Uber beschränkt bleibt.
    Ich denke auch nicht das sowas sich nur auf eine Sache beschränkt.
    Im vorliegenden Fall gehe ich davon aus, das es die Entscheidung einzelner Fahrer war. Das könnten wir auch im Fall der Fälle sehen, was dann vermutlich alles unter der Hand abläuft.

    Pinoccio schrieb:

    In Kopie oder Scan reichen alle Dokumente die auch nur digital erstellt wurden und ohne Unterschrift gültig sind. Hier reicht der USB Stick.
    Richtig - Das ist das Kriterium um zu Unterscheiden.

    bugikraxn schrieb:

    Nachdem da von 'gepackten Koffern' gesprochen wird gehe ich mal stark davon aus dass kein klassischer BOB oder INCH Pack am Start war sondern übliches Reisegepäck? Wäre super wenn sich der ukrainische Kollege zur Ausstattung äußern könnte, ob was spezielles mit dabei bzw. was hilfreich, essentiell notwendig oder eher hinderlich war? Einige Punkte aus der Schilderung decken sich mit meinen eigenen Überlegungen, daher gab's beim durchlesen zwar den ein oder anderen Aha-Effekt aber keine großartigen Überraschungen, einige Anmerkungen dazu:
    Nein es war kein spezielles Fluchtgepäck oder Reisegepäck. Es war ja keine geplante Flucht - Alles war normal.
    Die Koffer beziehen sich auf gepackte Koffer mit Eigentum weil man schon begonnen hat seine Sachen im Rahmen der Umzugsvorbereitung zu packen.
    Aber es war nicht abgeschlossen und es gab keinen Plan die endgültige Punkte zum Umzug beinhalten, wie z.B. wann und wie und mit was.

    Ob es spezielles Material gab weiß ich nicht - Ich denke aber nicht.
    Mann hat halt bei der Adhoc Flucht die Koffer genommen, da diese Bereits gepackt waren.
    Wer anderen hat voraus gedacht, wird jahrelang erst ausgelacht - Begreift man die Entdeckung endlich, so nennt sie jeder selbstverständlich (Wilhelm Busch)