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Russland/NATO Konflikt - Hauptdiskussion

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  • Ja, ich weiß das alles. Das ist der absolute Horror, was dann folgt. Das ist beim Atomkrieg wie beim Klimawandel. Wenn es dazu kommt, dann kann ich es nicht verhindern. Und wenn ich etwas nicht ändern kann, dann mache ich mir darüber keine Gedanken. Ich mache mir aber Gedanken, was ich bei Sachen tun kann, die ich nicht verhindern kann. Wie kann ich mich daran anpassen? Das ist eher die Frage, die ich mir stelle. Ist es überhaupt möglich, die Aufgabe zu lösen, einen Atomkrieg zu überleben? Also, eine interessantes Problem ist das allemal für mich. Nur hoffe ich natürlich, dass ich mich diesem Problem nie im wirklichen Leben stellen muss. Nur, wenn man überall die Entwicklungen verfolgt, dann erkenne ich doch, dass sich die Lage mehr und mehr verschlechtert.
    Der Unterschied zwischen Zeit haben und keine Zeit haben heißt Interesse.
  • Trittbrettfahrer schrieb:

    bbc.com/news/world-europe-65245065

    Da Putin jetzt einen Beleg für die Anwesenheit von NATO-Soldaten auf ukrainischem Boden hat dürfte doch einem Angriff auf selbige nix mehr im Weg stehen, oder wie seht ihr das?
    Naja, von Beleg sind wir ja noch sehr weit entfernt.

    Ich finde diese geleakten Dokumente etwas komisch, vor allem den Zeitpunkt finde ich sehr komisch und erinnert mich sehr an ein bestimmtes Strategem.
    Allerdings gibt es trotzdem ungereimtheiten.

    Ich persönlich glaube, dass dieser Leak nicht zufällig stattgefunden hat sondern dass dort eine klare Absicht dahinter steckt und meine Vermutung wird durch die "zurückhaltung" der ukrainischen Führung etwas bestärkt.
    Für mich hat dieser Leak einen gewissen Psy-Ops Charakter.

    Ich glaube, dass hier die russische Militärführung in eine Falle gelockt werden soll um Truppen an bestimmten Frontpositionen zu verstärken und Truppen an anderen Orten wieder abzuziehen bzw. bei gewissen Teilstreitkräften zu "selbstüberschätzungstaten" führen soll damit diese zerschlagen werden können.

    Man darf halt nicht vergessen dass die Ukraine seit Wochen eine Gegenoffensive ankündigt und kurz vor dem beginn heißt es auf einmal die Ukraine sei dazu nicht in der Lage?

    Ich bin mir ziemlich sicher dass die ukrainischen Streitkräfte hier keine Offensive ohne NATO Strategen durchführen werden. Die ukrainische Armee agiert inzwischen auf strategischer sowie auf gefechtstaktischer Ebene wie eine NATO Armee und greift auch auf NATO Geheimdienstinformationen zurück. Das ist übrigens der Grund wieso die Ukraine auch so lange durchgehalten hat, weil hier einfach der taktische Vorteil der kleinsten Kommandostruktur (Bataillon/Kompaniestärke) gegenüber der Befehlstruktur der russischen Streitkräfte mehr als deutlich wurde.

    Sobald die russischen Streitkräfte keine Kommandos der Führungsebene bekommen, weil diese vielleicht kein volles Gefechtsbild in diesem Moment erhalten, sitzen sie nur rum wie ein paar Enten und sind dadurch natürlich nicht in der Lage ihre Aufgabe zu erfüllen. Das endete dann in den meisten Fällen in zwei Katastrophen: Ein unkontrollierter Rückzug bzw. die Vernichtung der Kampfverbände. Beides konnte man wunderbar in Kherson und Kharkiv erkennen.

    Die ukrainischen Streitkräfte setzen seit Jahren schon nicht mehr auf diese Sowjet Strategie und machen damit offenbar sehr gute Erfahrung. Wenn hier keine Kommandos der Führungsebene mehr reinkommen übernimmt eben der nächstuntergebene Offizier wie z.B. der Bataillonskommandeur. Wenn auch von Ihm keine Kommandos mehr kommen übernimmt der Kompaniechef, dann die Zugführer, dann die Truppenführer... So wird sichergestellt dass der Auftrag selbst bei Kommunikationsverlust ausgeführt werden kann oder ein kontrollierter Rückzug stattfindet und man nicht einfach nur auf sein Schicksal wartet. Die russischen niederen Offiziere und Unteroffiziere werden in diesem Bereich überhaupt nicht ausgebildet!

    Was mich etwas stutzig macht sind allerdings die neusten "Erkenntnisse" bezüglich NATO Spezialeinheiten auf ukrainischen Territorium. Sollte dieser Leak also eine Psy-Op sein dann würde dies bedeuten dass man mit dieser Information versucht Russland zu einer Handlung zu drängen die vielleicht das Einschreiten der NATO rechtfertigen könnte.

    Wie gesagt, für mich ist dieser Leak etwas suspekt und passt zu den anderen Täuschungsmanövern von ukrainischer/NATO Seite. Die Kherson und Kharkiv Offensiven wurde ebenfalls mit einer Psy-Op eingeleitet und hat die russiche Armee kalt erwischt die daraufhin mehrere Frontzusammenbrüche erlitten hat und sich unkontrolliert zurückziehen musste.

    Würde mich also nicht wundern wenn es diesmal nicht anders wäre.
  • @BugOutSurvival ich glaube worauf du in bezug auf die unterschiedliche Führung hinaus möchtest ist die sogenannte Auftragstaktik:
    de.m.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChren_mit_Auftrag
    ... Und ich stimme dir voll und ganz zu das das ein wesentlicher teil des qualitativen unterschieds zwischen ukrainischem und russischem Militär ist.

    Möglicherweise will man Putin dazu ermutigen Reserven für eine mögliche NATO-Konfrontation zurückzuhalten... Naja wer weiß, ist alles Spekulation.
  • Trittbrettfahrer schrieb:

    @BugOutSurvival ich glaube worauf du in bezug auf die unterschiedliche Führung hinaus möchtest ist die sogenannte Auftragstaktik: (...)

    Korrekt.
    Inzwischen gibt es sehr viele Gefechtsvideos aus der Ukraine die eindeutig zeigen wie schlecht die russische Taktik im Bezug auf sich schnell verändernde Gefechtsbedingungen ist.

    Ein Video war sehr eindrucksvoll und hat einen Gefecht am Rand eines kleinen Dorfes gezeigt wo auf beiden Seiten ein klassisches Gefecht der verbundenen Waffen aufgezeichnet wurde. Das Video ging ca. 30 Minuten und wurde von mehreren Dronen aufgenommen und stellenweise geschnitten, wohlmöglich aufgrund der Länge.

    Die Russen waren hier in der Verteidigung und die Ukraine in der Offensive.

    Obwohl zahlenmäßig ungefähr gleich aufgestellt, konnten die russischen Truppen ihren Verteidigervorteil nicht ausschöpfen da hier scheinbar die Kommunikation und Auftragsverteilung unter den einzelnen Truppenteilen nicht stattgefunden hat.

    Am Ende war es ein wirres durcheinander.
    Schützenpanzer fuhren ohne Infanterie herum und wurden von den Ukrainischen Panzergrenadieren, die von ihren Schützenpanzern begleitet wurden, aufgerieben.

    Die russischen Verteidiger standen ohne Unterstützung da und mussten ihre Stellungen aufgeben.

    Diese Aufnahmen geben natürlich keinen Einblick darüber wie die Kommunikation und Befehlsvergabe in diesem Gefecht war, allerdings zieht sich dieses "wirre" unkoordinierte Verhalten quer durch verschiedenste Videos, zumindest welche Gefechte in Bataillon- bzw. Kompaniestärke zeigen.

    Ich habe allerdings auch vor nicht all zu langer Zeit einen Bericht gelesen, dass die russischen Streitkräfte dieses Konzept adaptieren wollen.

    Ich halte es allerdings für schwierig eine Armee, die Jahrelang mit der Befehlstaktik ausgebildet wurde, in kurzer Zeit umzukrempeln.

    Hier fehlen einfach kompetente niedere Offiziere und Unteroffiziere die für solch eine Auftragstaktik notwendig sind.
    Unteroffiziere der Bundeswehr werden jahrelang in der Führung geschult.

    Und mit der Mentalität der Russen wird das wohl auch nicht vereinbar sein. Kontrollverlust ist für die Führungsriege unvorstellbar.
    Es hat schon seinen Grund wieso hauptsächlich Generäle und Stabsoffiziere Medaillen tragen und nicht die "Leutnante".

    Aber genug mit dem Offtopic

    Da ich bereits mehrere Videos von Ukrainischen Truppenaufmärschen gesehen habe auf denen auch westliche Fahrzeuge zu sehen waren glaube ich persönlich dass es sich um eine Finte handelt.

    Wir werden sehen, wenn die ukrainische Frühjahrsoffensive doch beginnen sollte kann man sich da relativ sicher sein dass dieser "Leak" mit all seinen Informationen zum Teil Fake ist.

    Einige Wahrheiten muss man ja auch einfügen sonst wäre es ja nicht authentisch. Der russische Geheimdienst ist ja auch nicht dämlich und kann viele Angaben checken, zB über die Stärke und Verluste der eigenen Truppen oder auch stellenweise die offizielle Stärke der ukrainischen Armee zum Zeitpunkt des Leaks.
  • Jetzt könnte eine neue dynamik in sie ganze sache kommen:

    tagesschau.de/ausland/europa/u…krieg-prigoschin-104.html

    Prigoschin steht wohl mit seinen Leuten bereits in Rostow...

    Das positive Szenario wäre für mich, dass sich Putin die aussagen zunutze macht, somit einen grund hat den Krieg zu beenden ohne das Gesicht zu verlieren indem er Schoigu die Verantwortung zuschiebt..

    Aber wir werden sehen, erstmal muss er durchkommen..
  • Aktuell stehen die Wagneriten in Kashira, von dort aus ist es noch eine Stunde bis in die Randbezirke von Moskau. Internet in Moskau ist abgeschaltet, wir wurden mitten im Gespräch unterbrochen. Zum Glück ist meine Große ein Prepper geworden wie ich es ihr vorgemacht habe, sie muss die nächsten Tage nicht rausgehen.

    Persönliche Vermutung: Die russische Armee hat sich für Prigoshin entschieden. Sonst wäre der Konvoi niemals soweit gekommen. Schaut hin, wir sehen die letzten Tage von Putins Herrschaft. Ob das was dann kommt soviel besser ist? Ich vermute nicht. Es wird die Pest gegen Cholera getauscht.
  • Der Ablauf des gestrigen Samstages könnte glatt aus einem Politthriller stammen und mutet zugegeben surreal und bizarr an, man könnte sogar lästern und sie als Satire bezeichnen. Am Freitag gab's ja bereits einige Hinweise aus einschlägigen Quellen die ich vorerst gar nicht glauben und zunächst in die Schublade der Fakenews steckte. Was echt verwundert hat ist die Tatsache dass die Meuterei einer Söldnergruppe beinahe in einem Staatsstreich einer Großmacht endete. Da besetzt eine Handvoll Soldaten kampflos ein wichtiges Hauptquartier der russischen Armee, schießt sogar Hubschrauber und Flugzeuge ab. Ein Konvoi welcher in Richtung Hauptstadt in Marsch gesetzt ist legt innerhalb weniger Stunden mehrere hundert Kilomter zurück ohne wirklich ernsthaft beheligt oder gar bekämpft zu werden - wo sind da die Truppen von Polizei, Innlandsgeheimdienst und der verschiedenen Armeeverbände aus Garnisionen entlang des Weges überhaupt? Ankündigungen vom Vormittag werden am Abend gleich wieder revidiert und zur Vermittlung benötigt man den Chef eines Vasallenstaates.
    Dies hat gezeigt wie wenig eigentlich erforderlich wäre um in Russland den Umsturz zu proben und weder Putin noch Prigoschin kann sich eines breiten Rückhalts sicher sein um ihre Sache oder Standpunkte durchzusetzen! Prigoschin ist ja als lauter Polterer bekannt, er wird zwar nun ins belarusische 'Exil' verbannt ist aber bei dieser Eskapade nichtmal angezählt worden. Putin hat die Situation abermalls völlig falsch eingeschätzt, sein Polizei- und Militärapparat hat aus der Ferne betrachtet überhaupt nicht reagiert und scheint irgenwie beteiligungslos daneben gestanden zu haben - Support für den 'Chef' sieht nämlich anders aus! Seine Macht hat nicht nur einen Knacks abbekommen sondern bröckelt zweifelsohne, vielleicht kommt sein politisches Ende viel früher als gedacht ...
  • julchen schrieb:

    Was kommt danach? Der arabische Frühling brachte für einige Länder totales Chaos. Ich hoffe so etwas wiederholt sich nicht.
    Das bleibt für alle zu hoffen. Niemand möchte ein Land wie Russland im Chaos versinken sehen. Die werden beim Untergang einiges kaputt machen. Und ganz persönlich nebenbei: Ich mag Russen.

    bugikraxn schrieb:

    Was echt verwundert hat ist die Tatsache dass die Meuterei einer Söldnergruppe beinahe in einem Staatsstreich einer Großmacht endete. Da besetzt eine Handvoll Soldaten kampflos ein wichtiges Hauptquartier der russischen Armee, schießt sogar Hubschrauber und Flugzeuge ab. Ein Konvoi welcher in Richtung Hauptstadt in Marsch gesetzt ist legt innerhalb weniger Stunden mehrere hundert Kilomter zurück ohne wirklich ernsthaft beheligt oder gar bekämpft zu werden - wo sind da die Truppen von Polizei, Innlandsgeheimdienst und der verschiedenen Armeeverbände aus Garnisionen entlang des Weges überhaupt?
    Wundert eigentlich kaum, wenn man sich die Videos von Samstag morgen aus Rostov anschaut. Prigoshin spricht in aller Seelenruhe mit den lokalen Militärführern, ihm schlug kein Gegenwind bei der Übernahme des Flugplatzes und des HQ entgegen. Genau so konnte er unbehelligt in aller Ruhe von Rostov in einer Kolonne Richtung Moskau fahren. Das kannst Du nur, wenn die Armee auf Deiner Seite ist. Sonst wären von den um den Südosten der Ukraine stationierten Flugzeugen ein paar gegen Dich angetreten. Und Polizei? Nationalgarde? Gegen kampferprobte Söldner? Die waren schlau genug daheim zu bleiben. Oder sie haben wie viele andere mit Prigoshin sympathisiert. Und wie immer gesagt wird: Russlands Armee steht in der Ukraine. Die Standorte sind größtenteils leer. Die Frage ist vielmehr was Putin der Armee geboten hat, das sie Prigoshin hängen liessen, denn sonst hätte er kaum einen "Deal" abgeschlossen.

    bugikraxn schrieb:

    Seine Macht hat nicht nur einen Knacks abbekommen sondern bröckelt zweifelsohne, vielleicht kommt sein politisches Ende viel früher als gedacht ...
    Sein Nimbus ist gestern zerbröselt. Er selbst ist bereits Mittags zuerst nach St. Petersburg und dann in den Osten geflohen. Die Hauptstadt in Schockstarre verfallen, Tschetschenen wurden zur Hilfe geholt. Das ist ziemlich peinlich für jemanden der immer auf "starken Mann" macht. Gestern hat die Welt gesehen, dass der Feigling keine Eier hat. Die gestrigen Ereignisse werden wir nochmal sehen, mit leicht geänderter Besetzung.

    Aber es hatte auch etwas gutes. Die Trollfabriken gehören Prigoshin. Gestern waren so ziemlich alle Seiten auf denen ich mich zum Thema herumtreibe frei von den Putin-Trollen. Muss wohl an den Durchsuchungen des FSB gelegen haben. Dafür geht es heute schon wieder los...

    Danielzett schrieb:

    Danke Holgi für die „Insider Infos“
    Da nicht jeder Kontakte nach Russland hatt. Bisher haben deine Infos meine Meinung immer gefestigt.
    Danke, ich fühle mich geehrt :)
  • Da gibt's offensichtlich genug stillschweigende Unterstützer für Prigoschin @Holgie, er konnte zuvor mitsamt Söldnern ohne weiteres die Grenze UK/RU passieren, uvm. Seine militärischen Erfolge im Ukrainekrieg und seine offene Kommunikation werden von der Bevölkerung wahrgenommen und dies keinesfalls im negativem Sinne. Aktuell scheint er von der Bildfläche komplett verschwunden zu sein - er ist ja sonst überaus mitteilungsfreudig, seit gestern werden aber keinerlei Updates mehr gepostet ...

    Was NATO bzw. den Westen betrifft kann ich mir nicht vorstellen dass Prigoschin aus dieser Ecke irgendwelche Unterstützungen erhält. Er gilt nicht nur als russischer Ultranationalist, Kriegsgewinnler u. -unterstützer sondern auch als Krimineller ohne Reputation die ihn für internat. Politik satisfaktionsfähig machen würde. Seine Machenschaffen mit Präsenz von einigen tausend Söldnern in zahlreichen afrikanischen Staaten sind nicht nur der NATO ein Dorn im Auge und hier schöpft er mit dubiosen Rohstoffgeschäften sicherlich gehörig ab!
  • Nachdem ich mich mittlerweile in 80% meiner Freizeit mit dem Thema Russland und seine Expansionsbemühungen auseinandersetze, fasse ich hier mal für alle die besseres zu tun haben meine Fakten und Einschätzungen zusammen. Mein persönlicher Standpunkt: Ich mag Russen, ich habe Familie dort und mittlerweile auch jede Menge Leute die ich als Freunde bezeichnen würde. Dadurch, das meine Tochter in Moskau lebt fühle ich mich von den Zuständen dort auch persönlich betroffen. Soviel zu meiner Motivation mich mit dem Thema überhaupt erst auseinanderzusetzen.


    Allgemein
    Jeder weiss, Russland hat im Februar 2022 seinen offenen Angriff auf die Ukraine gestartet. Der Konflikt als solches schwelte ja bereits seit 2014 mit Besetzung der Krim und des Donbas (und den dortigen Säuberungen Russlands). Über die Kriegsgründe gibt es zahlreiche Vermutungen. Manche offensichtlicher Schwachsinn, manche einen genaueren Blick wert. Wobei ich hier auch vermute den einen Kriegsgrund wird es nicht geben.


    Offizielle Kriegsgründe die Russland verlauten lies
    Entnazifizierung: Die Ukraine hatte tatsächlich ein Problem mit organisierten Naziverbänden im Land. Selenski war unter anderem angetreten um das zu unterbinden. Es gibt schöne Statements von ihm, in dem er öffentlich sagt: "Ist doch vollkommen egal welche Sprache die Leute zu Hause sprechen. Egal welche Sprache sie in der Schule lernen. Wir sind alles Ukrainer.". Es gibt Videos von Selenski im Gespräch mit den Anführern des alten Asow-Bataillons (nicht mit Asow 2022 verwechseln), in denen er ihnen klipp und klar sagte dass sie ihre Tätigkeiten einstellen, es gibt nur Ukrainer, egal welche Sprache sie sprechen. Stellen ihre Angriffe nicht ein, werden ihre Einheiten eben von der regulären ukrainischen Armee aufgelöst. Das alte Asow-Bataillon wurde ja daraufhin aufgelöst, auf andere Einheiten verteilt und ein neues, unter dem Kommando der Regierung in Kiew stehendes, aufgestellt.
    Entnazifizierung als Kriegsgrund: Nicht valide. Ja, die Ukraine hatte ein Naziproblem. Aber das sie es immernoch hat und sich darum nicht adequat kümmern konnte, liegt allein in Russlands Verantwortung.

    Ukraine und die NATO: Natürlich möchte die Ukraine, ähnlich wie viele andere Staaten des ehemaligen Ostblocks möglichst schnell in die NATO aufgenommen werden um sich selbst vor Russland zu schützen. Zu recht, wie der aktuelle Krieg zeigt. Erstunken und erlogen sind allerdings die Behauptungen das die Ukraine von der NATO übernommen wurde und nun Russland angreift (anfängliche Propaganda innerhalb Russlands). Schon im Mai letzten Jahres ist man in der russischen Propaganda dazu übergegangen eine Bedrohung Russlands durch die Ukraine und die NATO zu konstruieren, der man entgegentreten müsse.
    Nun, jeder der sich nur ein bisschen mit dem Themenkomplex NATO auseinandersetzt wird recht schnell feststellen, dass die NATO Russland überhaupt nicht angreifen kann. Die NATO wird nicht, wie Wagner, von einem Oligarchen geführt, sondern ist ein Verbund mehrerer Staaten. Es gibt keinen Oberkommandierenden, der über ein stehendes NATO Heer verfügt das er in irgendeine Richtung schicken könnte. Wenn dieser Oberkommandierende (SACEUR) ein Heer braucht, ist er auf das angewiesen was die Teilnehmerstaaten ihm zur Verfügung und unter sein Kommando stellen. Und erkläre mal 30 Nationen du möchtest jetzt so mir nichts dir nichts Russland angreifen. Bekommst nochnichtmal einen Zug von Polen dafür.
    Die NATO bedroht niemanden. Sie sorgt dafür dass sich ihre Mitglieder nicht vor den Drohungen der großen Nachbarn fürchten müssen.

    Demilitarisierung der Ukraine: Hängt eng mit dem Hoax der Bedrohung Russlands durch die Ukraine/NATO zusammen. Russland muss die Ukraine demilitarisieren um weiterhin existieren zu können. Aktuell demilitarisiert sich Russland eher selbst. 230.000 Männer, die nicht mehr als Väter, Söhne, Brüder und (aus staatlicher Sicht vorallem) Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Das tut auch Russland weh. Es wurden bereits Gesetze, die es Frauen verboten in bestimmten Berufen zu arbeiten, geändert um dem durch den Krieg noch verstärkten Personalmangel einzudämmen.


    Nebenher wird die russische Propaganda nicht müde, weitere Kriegsgründe durch ihre Propagandisten (die genauso wie ihr Präsident am 23.06.2023 die Beine in die Hand nahmen) in die Welt zu setzen. Aber die sind teilweise so hanebüchen, dass sie der Erwähnung nicht wert sind: Tierbordelle in der EU die auch in Russland eingeführt werden sollen, Satanisten, die die orthodoxe Kirche abschaffen und Kyril hängen wollen, Biolabore in der Ukraine die "Kampfmücken" züchten um gezielt Russen mit tropischen Krankheiten zu infizieren, ect. Wer so einen Sums glaubt ist wirklich verloren. In jeder Hinsicht.
  • Krim
    Wird Russland höchstwahrscheinlich bis zur letzten Patrone drum kämpfen. Der Hafen in Sewastopol ist einfach zu wichtig für Russland. Sewastopol ist einer der beiden ganzjährig eisfreien Häfen über die das Land verfügt, der andere ist in Kaliningrad. Also beides Exklaven. Nur bei Kaliningrad sind Putin die Hände gebunden, die Schaffung eines Korridors dort würde im günstigsten Fall den Staat Russland vernichten. Das weiss sogar der altersschwache Idiot im Kreml.
    Theoretisch hätte Russland in einer seiner eigenen ans Schwarze Meer grenzenden Städte einen weiteren Hafen bauen können. Wurde wohl in den initalen Einschätzungen zum Krieg als "zu teuer" verworfen, wahrscheinlich weil die russische Führung der gleichen Fehleinschätzung wie der Rest der Welt erlegen ist: Die Ukraine ist in einer Woche erledigt. Heute kann man davon ausgehen, das wäre die günstigere Variante gewesen. Der materielle und inmaterielle Schaden Russlands durch diesen versaubeutelten Feldzug ist schon gewaltig. Von Weltmacht zu Lachnummer. Schafft auch nicht jeder.
    Die Bewohner der Krim sind tatsächlich in der Mehrheit russischstämmig und man kann davon ausgehen, sie fühlen sich der Ukraine nicht sonderlich hingezogen. Bei der Abstimmung über den Verbleib in der UdSSR in den 90ern, stimmten über 90% der Krimbewohner für einen Verbleib in der Union. Die teils extrem nationalistischen Ukrainer, die sonst so auf der Krim herumlaufen scheinen diese Meinung nicht geändert zu haben, so dass ich an dem Referendum nach der Besetzung der Krim nicht viele Zweifel habe. Sicherlich geschönt, aber nicht komplett erstunken und erlogen wie im Donbas.
    Die Krim gehört Völkerrechtlich unzweifelhaft zur Ukraine. Ich persönlich glaube, das wird nach der Rückeroberung aber für
    die nächsten Jahrzehnte eine Belastung für den ukrainischen Staat sein. Ich glaube nicht das irgendeine ukrainische Regierung soweit geht um dort Säuberungen zu veranstalten (wie es von vielen Krimbewohnern befürchtet wird).
    Selbst wenn die Ukraine auf die Krim verzichten würde, würde das Russlands Problem mit der Krim nicht lösen. Sie haben keine Landverbindung zur Krim. Das bisschen Kerschbrücke ist ein Nadelöhr und strategisch gesehen ein Problem. Die Ukraine würde eine abgetretene Krim nicht länger versorgen, wie sie es ja zum Teil schon tat. Bedeutet, diese Halbinsel wäre von der Versorgung mit Strom und Wasser abgeschnitten. Alles was Russland bauen könnte um sie zu versorgen würde das Problem der Kerschbrücke teilen.
    Schaut man auf eine Karte wird auch ersichtlich: Russland hat seit seinem offenen Angriff auf die Ukraine den größten Wert darauf gelegt eine Landverbindung zur Krim zu schaffen. Noch haben sie diese, aber ich vermute mit Ende der aktuellen Offensive der Ukrainer wird diese Verbindung bestenfalls unterbrochen oder mindestens deutlich eingeschränkt auf einen Korridor mit wenigen Kilometern Breite der noch dazu in Reichweite ukrainischer Artillerie liegt.


    Donbas
    Im Donbas ist die Ausgangslage eine vollkommen andere als auf der Krim. Natürlich ist der Donbas für Russland als Teil der Landverbindung zur Krim unglaublich wichtig. Aber auch die dortigen Bodenschätze und Gasfelder sind für Russlands Oligarchen von hohem wirtschaftlichen Interesse. Prigoshin hat vor seinem Aufstand ja beklagt, der Krieg werde hauptsächlich nur so halbherzig geführt, weil die Oligarchen mit einem Krieg in seiner jetzigen Form das meiste Geld verdienen würden. Wahrscheinlich war er neidisch weil er nicht so einfach Kohle scheffeln konnte.
    Dennoch hat Prigoshin nochmals bestätigt, was eigentlich schon jeder Informierte wusste: Es gab keinen Genozid der Ukrainer an der russisch-sprachigen Bevölkerung. Der Aufstand wurde vom FSB mit eigenen Leuten angezettelt, es wurden massiv Russen aus Russland in den Donbas gekarrt um dort den Aufstand zu proben. Die lokale Bevölkerung wollte sich nicht anschließen. Und genau diese lokale Bevölkerung wurde durch die russische Armee beschossen (alle bewaffneten "Aufständischen" waren Angehörige der russischen Armee), getötet und hinterher als russisch-stämmig deklariert um sie der Ukraine anhängen zu können. Die ukrainische Armee hat (wie von OSZE und zuletzt Prigoshin bestätigt) im Donbas Stellungen der russischen Armee angegriffen, keine Zivilisten.
  • Kriegsverlauf


    Nachdem Russland zu offenen Kampfhandlungen mit dem Ziel der Vernichtung der ukrainischen Nationalität (manche würden das Genozid nennen) übergegangen ist, haben viele inklusive der Russen wohl geglaubt die Ukraine würde keine Woche durchhalten. Während meine Frau noch zeternd durch die Küche gesprungen ist, nach Putins Ansage hab ich auch noch zu ihr gesagt, das wäre in einer, maximal zwei Wochen vorbei. Zu dem Zeitpunkt ging es mir wie dem Rest des Westens: Was schert mich die Ukraine? Für mich waren das zwei ehemalige Sowjetrepubliken die sich gegenseitig auf die Fressen hauen. Ist ok, nicht mein Problem. In meiner Kindheit wären die beiden noch zusammen als rote Armee über Europa hergefallen.
    Aber dann passierten in den ersten Wochen seltsame Dinge. Die Ukraine wandte eine ähnliche Taktik wie Georgien an (und hatte damit mehr Erfolg als Georgien), liess die Russen großflächig ins Land und hat nur wichtige Schlüsselpunkte vehement verteidigt. In Woche drei war Kiew immer noch nicht gefallen, aber die Meldungen von Kriegsverbrechen der Russen nahmen immer mehr zu. Jahrzehnte lang bin ich dem Glauben aufgesessen, die rote Armee hat nur deswegen in Berlin so randaliert, weil sie zuvor die Verbrechen der Wehrmacht und SS ertragen mussten. So eine Art Rache eben. Seit der Ukraine bin ich mir sicher: Diese Armee ist so. Bewaffnete Verbrecher, Mörder, Kinderschänder. Und das nicht erst seit Prigoshin die Gefängnisse ausgeleert hat.
    Dem Westen hat das noch nicht tangiert, es gab ein paar halbherzige Hilfslieferungen (die berühmten 5.000 Helme beispielsweise) und das wars. Aufforderungen an beide zu verhandeln, Telefonate mit Putin um herauszufinden was er will und wie man ihn an den Verhandlungstisch bringen könnte.
    Diese "wir müssen verhandeln" Attitüde hat sich mit einem Schlag geändert und man ging zu echten Waffenlieferungen und harten Sanktionen über: Medjedews Statement über die weiteren geplanten Annexionen Russlands. Medjedew schrieb in seinem Posting auf Twitter: Zuerst die Ukraine, dann Moldawien, dann Georgien, dann Kasachstan und dann das Baltikum. Da war wohl auch dem Westen klar: Hier geht es nicht um zwei Ex-UdSSR Republiken die im Clinch liegen, hier möchte der primäre Bestandteil einer ehemaligen Weltmacht ein Imperium schaffen. Und spätestens im Baltikum wäre man selbst mit von der Partie. Also rüstet man die Ukrainer auf. Nur soviel das sie nicht verlieren. Denn je mehr Mobiks sie töten und je mehr Gerät sie vernichten - um so besser für uns. Was die Ukrainer töten und vernichten müssen wir nicht töten und vernichten. Der Plan Russlands ist klar geworden.


    Dennoch war die russische Armee in der Ukraine immer noch der Meinung, Ukrainer wären nur dumme Bauern, nicht fähig zur kriegsführung. Entsprechend lasch ging man vor, entsprechend hoch waren die Rückschläge. Jeder erinnert sich an die erste ukrainische Gegenoffensive, bei der ganze Landstriche kampflos befreit wurden. Jeder hörte die Berichte aus Bachmut, der Stadt an der sich die Russen beinahe die Zähne ausbissen. Die Ukraine hatte hier ein Ratio von 1:7, kein Wunder das sie diese Stadt nicht aufgeben wollte. So einen Fleischwolf bekommt man nicht alle Tage präsentiert. Die Russen haben ihre Strafgefangenen Wellenweise ins offene Feuer laufen lassen. Geländegewinne machten sie nur dann, wenn die Verteidiger nachladen mussten. Pure Stalinistische Taktiken. Es gibt Berichte, das diese Angreifergruppen nichtmal bewaffnet waren...


    Seit Bachmut, dem einzigen Erfolg Russlands seit Kriegsbeginn und der Besetzung großer Teile der Ukraine, hatten wir ein wenig Frontverhärtung. Für keine der beiden Seiten ging es vor- oder rückwärts. Kleinere Geplänkel hier und dort mal aussen vor gelassen. Ist auch logisch: Die Ukrainer haben ihre Offensive vorbereitet und die Russen haben ihre Hausaufgaben gemacht und die Verteidigung der Landverbindung organisiert. Jeder ist verwöhnt von den schnellen Erfolgen der ersten ukrainischen Offensive und erwartet von der aktuellen das gleiche. Das wird aber nicht passieren, Russland hat gelernt. Die Ukraine rennt aktuell gegen eine gestaffelte Verteidigung wie aus dem Lehrbuch an. Das dauert. Das sind mühevolle, kleine Schritte und man sucht den Punkt an dem man die Verteidigungslinien aufbrechen kann um durchzustoßen und die Verteidigungslinien von hinten aufzurollen. Eine sehr konsverative Taktik wie sie schon x-mal in Kriegen angewandt wurde. Mal mit Erfolg, mal ohne.
  • Niemand kann Stand heute sagen ob die Ukraine mit ihrer Offensive erfolg hat. Wenn sie es hat, ist der Krieg nächstes Jahr vorbei. Wenn wir wieder ein Szenario wie den Prigoshin Aufstand erleben wird die Ukraine es leichter haben. Am Tag des Prigoshin Aufstands hat sie die Konfussion in der russischen Armee genutzt und steht nun (erstmals seit 2014) an den Stadtgrenzen von Donezk. Aber Stadtkampf ist eine harte Sache und sie tun gut daran an dieser Stelle nicht weiter vorzurücken. Denn eins ist klar: Eine vom Westen gepamperte Ukraine hat wesentlich mehr und besseres Gerät auf lange Sicht zur Verfügung als Russland. Aber Russland hat mehr Soldaten, bzw. kann aus einem größeren Pool schöpfen. In Donezk einzurücken kann der Ukraine das personelle Rückgrad brechen.


    Dennoch: Bricht die Ukraine die Verteidigungslinien auf und unterbricht die Landverbindung innerhalb dieser Offensive, wird es schwer für Russland. Klar, viele Leute glauben Putin wäre der Oberchecker vom KGB, aber die meisten kapieren nicht: Er war in Dresden. Dort war das Abstellgleis für Pfuscher die nichts weiteres mehr kaputt machen sollen. Wäre er ein Top-Mann gewesen, wäre er in Berlin eingesetzt gewesen. Am Mythos vom oberschlauen Putin ist nichts dran.
    Wir sehen es an diesem Krieg: Es gibt keine wirklichen Taktiken Russlands. Sie haben es wie Stalin versucht, den Feind mit Masse zu erdrücken und sie waren so doof nicht zu begreifen dass sie diese Massen gar nicht haben. Nur langsam ändern sie ihre Taktiken und wenden erfolgversprechendere Herangehensweisen an. Beispiel die andauernden Raketenangriffe auf ukrainische Städte: Sind sicherlich unter anderem auch dem Terror der Zivilbevölkerung und dem Wunsch den Kampfeswillen der Ukrainischen Nation zu brechen geschuldet, haben aber auch handfeste Strategische Vorteile: LA-Systeme der Ukraine müssen in den Städten verbleiben und können nicht an der Front die Offensive unterstützen. Deswegen können die Russen dort ihren aktuell einzig verbleibenden Vorteil ausspielen: Hokum-B. Kann die ukrainischen Panzer aus sicherer Entfernung ausschalten. Mangels brauchbaren LA-Einheiten an der Front ein echtes Problem für diese Offensive.
  • Die Sabotage kommt passend zum Winter Anfang...

    Ich denke Mal sowas werden wir in Zukunft öfters sehen, Sabotage Aktionen gegen Energie/-Kommunikation-Infrastruktur.

    Pipelines, unterseekabel, offshore windparks die auch durch Kabel ans Festland angeschlossen sind. Sind relativ einfache Ziele mit großen Schaden und schwer zu schützen.

    In Norwegen sind einige russische Drohnen Piloten, über Bohrinsel und Energie Anlagen geflogen, wurden auch geschnappt und der Spionage angeklagt.

    In Deutschland gibt es auch regelmäßig Sabotage anschlage auf DB und Vodafone kabelschächte, grade aus der Linksextremen Szene. Jetzt auch noch der Konflikt mit Israel und Palestina gibt für solche Aktionen noch mal richtig Zunder. :/
  • Hier noch eine aktuelle Analyse vom Miltärexperten Mölling im ZDF zur Redline.

    ...es mag sich jeder selbst ausmalen was das konkret heißt.

    Ich kann mir nicht wirklich vorstellen das eine breite Unterstützung für ein neues Wettrüsten zu finden sein wird. Frei nach dem Motto Putin scheitert ja schon an der Ukraine.

    Tatsächlich sammelt Rußland mMn mit teuer bezahlten Blutzoll jedoch wichtigste Informationen wie es mit NATO-Waffensystemen fertig werden kann. Die gewonnene Pufferzone in der Ukraine ist dabei eher ein Add-on. Hätte man wirklich ernstes Interesse am Nutzen oder gar der Befreiung vom "Nazi-Regime" würde man ja nicht nur verbrannte Erde hinterlassen.
    ...man denkt, man hat noch genug Zeit - bis man plötzlich keine Zeit mehr hat...