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Brieftauben (Etwas länger)

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    • Brieftauben (Etwas länger)

      (Teil1)
      Hallo allerseits, mit der Gartenplanung komme ich gut voran, und auch, wenn ich Nutztierhaltung erstmal um ein bis zwei Jahre nach hinten verschoben habe, ist sie doch Thema für mich.
      Ich habe mich grundsätzlich auf Geflügel eingeschossen weil es tendentiell weniger Platz braucht als z.B. Ziegen und ich vor habe, einen grösseren Teil meiner 1200qm Garten mit Obst und Gemüse einzudecken. Ausserdem habe ich eine gute Möglichkeit, den Stall vor neugierigen Blicken geschützt ganz in der Nähe des Hauses unterzubringen.
      Wir hatten mal überlegt Wachteln zu halten, Hühner sind bei uns aufgrund des Platzbedarfs nicht möglich. Mit Wachteln kenne ich mich aber nicht wirklich aus, also getan was der moderne Mensch halt so tut - Youtube Videos geguckt. Irgendwann gabs dann auch eine Reportage über Taubenzüchter in der Playlist, und da hat es *klick* gemacht.
      Mein Opa war lange Jahre Taubenzüchter und hat auch einige Preise, sogar international, gewonnen. In meiner Kindheit und Jugend habe ich ihm oft geholfen und behaupte jetzt mal, dass ich ziemlich erfahren bin in Aufzucht und Pflege. Wir hatten die Tierchen immerhin gut 15 Jahre.

      Also habe ich den Entschluss gefasst, Brieftauben in meine langfristige Planung zur Nutztierhaltung mit einzubeziehen. Wenn jemand Fragen hat, gerne stellen, ich kann sicherlich wenigstens mit gutem Rat zur Seite stehen. Und wenns nicht zu weit von mir entfernt ist eventuell auch mit Tat.

      Wie komme ich ausgerechnet auf Brieftauben?
      Sie sind recht pflegeleicht, relativ anspruchslos was das Futter angeht, können trainiert werden, kleine Lasten tragen (immerhin bis zu 40 gramm mit Brustgeschirr), legen Eier, schmecken gut...und schleppen Vorurteile mit sich rum, was ich durchaus als Vorteil sehe.

      Weiter gehts im zweiten Teil.

      LG vom Strahlemännchen, das zu wenig Zeit hat.
      "Lasst uns an die Stelle von Zukunftsängsten das Vordenken und Vorausplanen setzen" - Winston Churchill
    • (Teil 2)
      Vorurteile:
      Ich glaube so ziemlich jeder kennt den Begriff Ratten der Lüfte. Eine Brieftaube unterscheidet sich allerdings von einer Stadttaube wie ein Ferrari von einem Trabi. Es dürfte sich bei den Stadttauben zwar in einigen wenigen Fällen um verwilderte Brieftauben handeln, diese sind jedoch in aller Regel ohne Betreuung durch den Menschen nicht (mehr) alleine überlebensfähig. Wenn Ihr mal durch die Stadt geht schaut den Tieren ruhig mal auf die Beine, Ihr werdet wenige bis gar keine sehen die beringt sind. Anhand der Beringung lassen sich die Tauben nämlich Züchter und Schlag eindeutig zuordnen.
      Aufgrund ihres schlechten Rufs klassifizieren relativ wenige Mitmenschen diese als potentielle Nahrung. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass in einer Notlage jemand eher einen Hund oder eine Katze als z.B. eine Ratte essen würde - und nein ich möchte nciht darüber diskutieren was der eine oder andere hier in einer Notlage so futtern würde.
      Natürlich gibt es Restaurants die auch Tauben anbieten, allerdings sind der "breiten Masse" Tauben auf dem Speiseplan quasi unbekannt.

      Der Schlag:
      Wir hatten damals eine Art Gartenhaus als Schlag. Es war relativ klein, wir hatten aber im Maximum auch nur ca. 25-30 Tiere. Ein grosses mit Kaninchendraht versehenes Fenster war im Hauptteil angebracht, direkt unter den Ein- und Ausflugschleusen. Der Eingang war Einweg, wenn also der Ausgang direkt darüber geschlossen war konnten die Tauben zwar rein, aber nicht mehr raus. Geschlossen wurde die Klappe jeweils nachmittags so dass alle am Abend drin waren. Der Schlag war erhöht gebaut und stand auf vier dicken Betonklötzen. Die Türe war doppelt, eine solide Aussentür und eine mit Draht gesicherte Innentür. Er war nicht isoliert oder geheizt.
      Grundsätzlich lassen sich Tauben aber auch auf Dachböden halten, das wurde und wird im Ruhrgebiet noch heute so praktiziert.
      Der Schlag hatte eine Grundfläche von ca. 10-12 qm. Er hatte zwei Abteile, ein grösseres, in dem sich auch 6 Nistkojen in doppelgrösse mit Nistschale befanden, und ein kleineres mit Einzelkojen.
      Das Futter wurde im Schlag gelagert, in einem grossen Toneimer, und abgedeckt mit einer schweren und zusätzlich beschwerten Holzplatte. So hatten Nager keine Chance.

      Sauberkeit:
      Ist wichtig! Wir haben morgens und abends jeweils vor der Fütterung den Schlag von Kacke gesäubert. Einfach mit einer Maurerkelle aufnehmen und ab in den Eimer. Genau wie Hühnerdreck gibt Taubenmist übrigens eine sehr gute Einlage für Frühbeete oder den Kompost.

      Fütterung:
      Wir haben drei Sorten Futter verwendet: Ein Basisfutter in gemischter Körnung, von Mais bis zu kleinen Sämereien war alles dabei. Sämereien als "Nachtisch", kleine Samenkörner. Das ist allerdings eher eine Art "Kraftfutter", wenn die Tierchen zuviel davon bekommen verfetten sie. Und wie bei uns ist es so, dass sie sich das natürlich am liebsten einverleiben.
      Grit. Kleine Steinchen die ebenfalls bei der Fütterung gegeben wurde, aber auch als Picksteine immer verfügbar gewesen sind.
      Wir haben zweimal täglich gefüttert bis die Meute satt war. Man bekommt schnell ein Gefühl wann genug ist, aber wenn sie angefangen haben auszusortieren haben wir aufgehört. Grössere Dinge wie Mais und Erbsen fressen sie nicht so gerne weshalb diese dann liegen bleiben. Dann sollte man aufhören weil sonst die Möglichkeit besteht, dass die Tauben mit Kacke verunreinigte Reste fressen.
      Getränke:
      Lacht nicht! Wir hatten nämlich eine Geheimwaffe: Verdünnter Kamillentee. Wir haben zwei Tränken mit je 3l gehabt und je einen Liter Kamillentee hinein gegeben und den Rest mit Wasser aufgefüllt.

      LG vom Strahlemännchen, das Sehnsucht nach seinem Baumarkt hat
      "Lasst uns an die Stelle von Zukunftsängsten das Vordenken und Vorausplanen setzen" - Winston Churchill
    • Krankheiten:
      Tja, und da komme ich zu meinem Problem. Ich schiebe es mal auf Sauberkeit, gutes Futter und Kamillentee, aber wir hatten in den 15 Jahren die wir die Tauben hatten nicht einen Fall von Parasiten oder Krankheit, scheinen also vieles richtig gemacht zu haben. Leider kann ich dadurch zu diesem Thema also nichts beisteuern.
      Unsere sind alle im Kochtopf gelandet oder an Altersschwäche gestorben.

      Zucht:
      Simpel. Es gibt Nistschalen aus Ton fertig zu kaufen, Nistmaterial beschaffen sich die Tauben selbst. Hat sich ein Brutpaar zusammengefunden, belegt es eine Koje und brütet.
      So lässt sich die Population auch prima steuern, will man weniger Nachwuchs / Eier, so kann man die Kojen schliessen oder die richtigen Eier durch Gipseier ersetzen. Trotzdem sollte man die Nester täglich kontrollieren.

      Eier:
      Tauben legen immer zwei Eier, eins abends und das andere einen bis zwei Tage danach.
      Die Gipseier werden nach einer Weile über Bord geworfen und neue gelegt. Was die Eier angeht, sind sie also weniger produktiv als Hühnervögel, aber je nach Anzahl Brutpaare kommt da schon was zusammen. Die Eier sind kleiner als Hühnereier, das Eigelb ist blasser als das beim Huhn.

      Sauberkeit aussen:
      Normalerweise sind die Tauben im Schlag, in der Luft, am Boden vor dem Schlag oder auf dessen Dach. Dass sie die Umgebung einsauen stimmt also einfach mal nicht.

      Training:
      Will man die Tauben schicken, also Wettflüge veranstalten, empfiehlt sich regelmässiges Training ab April. Hier sprechen wir aber von Sport. Wenn das jemanden interessiert, gebe ich gerne hier im Thread auskunft. Für diese "kurze" Einleitung würde es aber den Rahmen sprengen.

      Postdienst:
      Brieftauben finden auch nach einer ganzen Weile von selbst den Weg nach Hause, auch über grosse Entfernungen. Auch hier braucht es etwas Training. Die Tiere können allerdings auch eine Strecke regelmässig abfliegen.

      Lecker:
      Das Fleisch von Tauben ist dunkelbraun und geschmacklich eher mit Wild vergleichbar als mit Hähnchen. Es ist auch fester als Hühnerfleisch. Besonders gut als Suppe oder gegrillt.

      So. Das war mal fürs erste das. Wenn jemand Fragen hat bitte einfach fragen. Wenn ich mit Schlag und Zucht anfange führe ich diesen Thread weiter, aber wie gesagt: so in ein, zwei Jahren.

      LG vom Strahlemännchen, das sich gerne mal wieder ein Süppchen kochen würde...

      Edit: Schlechtschreibfehler korrigiert
      "Lasst uns an die Stelle von Zukunftsängsten das Vordenken und Vorausplanen setzen" - Winston Churchill